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THE NOTWIST – Vertigo days

 
„Vertigo days“ wird eingeleitet mit hypnotischem Getrommel, gefolgt von tranceartigen Gesangsfetzen (oder handelt es sich um singende Gläser?) bis irgendwann so etwas wie ein Autohupen ertönt, im Hintergrund begleitet von Plattenknistern. Plötzlich ein Cut. Weiter geht es mit zarten Pianoklängen.
Auf „Vertigo days“ bleibt manches im Unklarem, viele Stellen erscheinen traumwandlerisch, erinnern von der Stimmung an NICK CAVEs letztes Album „Ghosteen“, auf dem er den Unfalltod seines Sohnes verarbeitet. Bis schließlich bekannte Gitarrenharmonien und der zerbrechliche Gesang von Markus Acher einsetzen – die quasi den roten Faden auf den letzten NOTWIST-Alben bildeten und auch hier für die nötige Wiedererkennung sorgen. Doch auch ein solcher Song („Into love/Stars“) nimmt plötzlich eine unvorhersehbare Wendung, verlässt den anfangs verträumten Bereich und gewinnt an Drive, bis man sich nach etwa viereinhalb Minuten in einem hypnotischen Klingklang wiederfindet. Nix mehr mit Strophe, Refrain, Strophe, Refrain, Bridge, Refrain. Jedenfalls nicht gezwungenermaßen. Stattdessen wird auf „Vertigo days“ verstärkt auf den Aufbau von Stimmungen geachtet, wo das Ende des Songs zu Beginn noch nicht vorhersehbar erscheint. Zwar findet man auch hier mit Songs wie „Where you find me“ typische NOTWIST-Stücke, doch das Album lebt gerade von den zunächst etwas fremdartig klingenden Stücken. Auf dem krautrockartigen „Ship“ ist es zum Beispiel der japanische Gesang von Gastsängerin Saya, der dem Stück eine exotische Note verleiht, „Oh sweet fire“ mit Jazzsänger Ben LaMar Gay hätte beispielsweise auch gut zu ihrem Nebenprojekt 13 & GOD gepasst.
Wahrscheinlich waren der Abstand von sieben Jahre zwischen ihrem letzten Album „Close to the glass“ und „Vertigo days“ notwendig, den die Bandmitglieder für zahlreiche Nebenprojekte genutzt haben und der dem etwas ins Stocken geratenen Bandsound neue Türen öffnete. Hat man das Gefühl, dass Corona für ein doch recht eintöniges Leben sorgt, muss man feststellen, dass THE NOTWIST noch nie so weltoffen klangen wie auf ihrem aktuellen Album. Beeindruckend!