Welch schöne Idee, sich für die Aufnahmen zum neuen Album in ein echtes Spukhaus in Nordengland zurückzuziehen… Was daraus entstand, ist tatsächlich ein „spooky & sexy“-Output, das neben den Geistergeschichten, die musikalisch wunderbar untermalt werden, auch noch jede Menge flirrende Sexyness ausstrahlt und auf den Hörer überträgt. Dass Will Calderbank für einige Arrangements verantwortlich zeichnet, verwundert nicht, klingen THE MISERABLE RICH doch zum Teil durchaus nach nahen Verwandten von MUMFORD & SONS. Zudem scheinen zum Familienkreis auch noch DEVOTCHKA, BEIRUT, AMANDA PALMER und ähnlich Herrschaften zu zählen. „Miss you in the days“ ist ein wunderbares klassisch angehauchtes Folk-Rock-Album, dem die Hinzunahme des Schlagzeugs nur förderlich war. Ob balladesk, ob fröhlich wippend wie auf dem Barhocker im Pub, ob zart und ergreifend („Honesty“, „Ringing the changes“), ob rockig und schmutzig („Pillion“), THE MISERABLE RICH spielen auf der Klaviatur der Folkmusik, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Musik, die dem Wahnsinn ihrer Schöpfer Raum gibt, der sich dann auch positiv auf den Rezipienten überträgt und einen trotz der herbstlichen Grundstimmung mit einem Lächeln auf dem Gesicht zurücklässt, wenn die letzten Schwingungen von „In the attic“ verklungen sind.
Ein musikalisch wie erzählerisch einfach nur gelungenes Album. „If you hear moaning at night in a spooky old house, it might seem like one thing, but in a hotel room, something very other“ (James de Malplaquet). So kann man das natürlich auch sehen. Und so wirkt „Miss you in the days“, man weiß nicht immer, woher der Schauer gerade kommt, der einem über dem Rücken läuft – aber er ist da.