Viele Worte über THE KILLS im Allgemeinen zu verlieren ist müßig. Entweder man hat schon von ihnen gehört und weiß, dass es sich um ein Zwei-Menschen-Projekt handelt, das gerne Elemente des Blues mit denen des Undergrounds vermischt, oder man liest jetzt etwas gänzlich Neues. Ebenso müßig wäre es, die Tatsache zu erwähnen, dass Sängerin Alison Mosshart auch die Sängerin von Jack White’s All-Star-Projekt DEAD WEATHER ist. Für alle, die also schon die drei bereits erschienenen Alben von THE KILLS kennen, sollte man aber erwähnen, dass die bisherige Raubeinigkeit gebändigt, das Songwriting abwechslungsreicher gestaltet, der Sound merklich verdichtet und aufgepeppt, der Abstand zur Breitenwirkung wie auf dem letzten Album „Midnight boom“ aber wieder vergrößert wurde. „Blood pressures“ steht also einerseits schon in der Tradition der Vorgänger, stellt aber andererseits das bisher beste Ergebnis im Schaffen von Mosshart und Partner Jamie Hince dar. Menschen, die noch nie mit THE KILLS in Berührung gekommen sind, erwartet saucooler, bluesgetränkter Indierock vom Feinsten. Braucht jemand Referenzpunkte? Bitte: WHITE STRIPES, THE BLACK KEYS, DEAD WEATHER, BRMC oder JON SPENCER BLUES EXPLOSION plus viele tolle Melodien. Die Beats poltern stoisch vor sich hin, während Hines rudimentäre, verzerrte Riffs drüberlegt. Mosshart bleibt derweil arschcool und so herrlich abgefucked unnahbar, dass man niederknien möchte. Mit diesen einfachen und doch nie simpel wirkenden Mitteln schütteln THE KILLS mit „Future starts slow“, „Satellite“, Heart is a beating drum“, „Nail in my coffin“, „DNA“ oder „Baby says“ mit seinem „Gimme shelter“-Gedächnis-Riff gleich eine ganze Handvoll Hits aus dem Ärmel. Auffallend ist dabei, dass das Album geradezu furios mit vier Hits am Stück startet, bevor die kleine, von Hines gesungene 60s-Ballade „Wild charms“, den ersten Bruch darstellt. Den zweiten gibt es gleich drei Songs später mit einer weiteren, diesmal von Mosshart gesungenen und streicherverzierten Pianoballade „The last goodbye“. Obwohl es auch in der zweiten Albumhälfte mit dem schon erwähnten „Baby says“ sowie „Damned if she do“ und dem düsteren an die RACONTEURS erinnernden „Pots and pans“ starke Songs gibt, fällt diese gefühlt gegenüber der ersten Hälfte ab. Trotzdem bleibt „Blood pressures“ ein unerhört starkes, eigenständiges und locker am Stück durchhörbares Album. Und jede Wette, dass „Future starts slow“ und „Heart is a beating drum“, Dauerbrenner auf den Indie-Dancefloors der Republik werden.