Dies ist definitiv ein Debütalbum, das es in sich hat! Das Trio aus Hannover sorgt mit der herkömmlichen Kombination aus Gitarre, Bass, Schlagzeug und Gesang für alles andere als herkömmliche Musik. Mit dem verschwenderischen Einsatz sämtlichen Equipments aus der großen Elektro-Spielzeugkiste wird dem Genre Posthardcore in knapp 58 Minuten ein musikalisches Götzenbild geboten, welches seinerseits aus der Leidenschaft der Musiker für THE MARS VOLTA und THE FALL OF TROY entstanden ist. Dabei werden auf dem Konzeptalbum ganz nebenbei Band-Mythen geschaffen: Der Bandname, die lateinischen Songtitel und der Name des Albums sind sorgfältig gewählt und bewegen den interessierten Hörer zur Recherche.
Die Lieder gehen zumeist ungetrennt ineinander über, indem bestimmte musikalische Elemente von Stück zu Stück transportiert werden und erschaffen somit den Eindruck einer formal geschlossenen Form. Musikalisch ist das allerdings nicht der Fall, da „abwechslungsreich“ kaum das richtige Wort für diese geradezu furibunde Kollage ist. Von enervierenden Pulsgeräuschen („Intervallum: Pulsus“) und sphärischen Klangfeuerwerken galoppieren die Jungs über düster-kreischende Gitarren und beeindruckenden Schlagzeugsalven („Laxamentum / Agitato“) zu ruhigem Gesang und fast liebevollen Gitarrenlinien („Intervallem: Cadentia“). Die stets wechselnde Dynamik findet sich ebenfalls im deutschsprachigen Gesang wieder, wo sich die klar artikulierten Passagen mit wütend-eskalierendem Geschrei und gelegentlichem Growling („Zoetrop“) paaren. Die reduzierten Texte mit poetischem bis präzisem Inhalt kommen ohne überladene Bedeutungstiefe aus.
Im wahrsten Sinne des Wortes also eine ganz phantastische Platte, auf der strukturierter, aparter Lärm von eingespielten Streichern („Laxamentum / Asssorto“), Bläsern („Arcanum“) und Chören („Intervallum: Motette“) oder soften Parts unterbrochen wird, bevor die Nachvollziehbarkeit wieder gegen die nächste Musikwahnwand gefahren wird. Ganz großes Tennis!