THE DEAD 60’S – Time to take sides

THE DEAD 60´s kommen aus Liverpool und wollen Musik machen, die auf gar keinen Fall an die Fab Four erinnern soll. Mit ihrem Debüt „The Dead 60’s“ gelang ihnen auf der Insel ein durchaus nennenswerter Erfolg, nicht zuletzt dank eines sehr eigenständigen Sounds, irgendwo zwischen Sixties-Vintage-Röhre und Echolette, THE CLASH zu Sandinista-Zeiten und Dub, der durchaus auch andere Künstler inspirierte (man höre nur mal „El Salvadore“ von JAMIE T. Hierzulande blieb die Band eher unbekannt, woran auch der Titelsong des zweiten „Wixxer“-Films nichts ändern konnte. Für ihr zweites Album „Time to take sides“ haben sich die vier Herren eine leichte Kurskorrektur verordnet. Der Dubfaktor wurde runtergeschraubt, das Garagentor hochgewuchtet und der Popfaktor erhöht. Jetzt geht auch mal ordentlich die Post ab, die Melodien graben sich schnell ein, und teilweise stellt sich sogar ein gewisser Partyfaktor ein. Gerade die ersten fünf Songs erinnern stimmungsmäßig entfernt an THE RIFLE, und man ertappt sich beim Mitsingen. Innovativ ist das zwar alles nicht, aber gut hörbar, und ein Album, das Spaß bringt, kann kein schlechtes sein.
Im Gegensatz zum eigenwilligen und spröden Debüt gibt es hier erstmal ein paar Party-Punk-Happen. „Bolt of steel“ glänzt mit allerbesten SOCIAL DISTORTION-Refrain, „Beat generation“ zitiert frühe CLASH und rührt noch etwas ganz frühen JOE JACKSON drunter. Garantiert partytauglich. „Stand up“ ist fast schon Pop und hart am Rande der Gefälligkeit. Im Guten würde man jetzt THE JAM als entfernten Vergleich heranziehen. „Start a war“ ist ebenfalls sehr poppig, kommt aber mit der allerersten Spur Ska daher, den man auf dem Debüt ja in jeder Ecke fand. In “Dull towns“ kehren THE DEAD 60’S zum ersten mal wieder zurück zum Klangbild des Debüts. Splitternde Gitarren, mit viel Reverb und Surfgitarrensolo.
Bis hierhin macht die Scheibe einfach Spaß und erinnert in ihrer Hitdichte an THE RIFLES. Ab jetzt streuen die Jungs aber auch mal etwas schwerere und zähere Kost ein, allerdings nicht, ohne uns zwischendurch mit fast schon lupenreinem Punkrock bei der Stange zu halten. „Desert sun“ sollte sich Quentin Tarrentino gleich mal für seine nächste Killerromanze in’ s Notizbuch schreiben.