Sehr geehrte Damen und Herren, in unserem heutigen Beitrag widmen wir uns einem seltenen Phänomen in der Welt des Punkrocks: Der sogenannten All-Girl-Group, also einer Musikgruppe, die komplett aus Mädchen bzw. Frauen besteht. Denn während in der Pop-Branche Gruppen mit einem hundertprozentigen Frauenanteil an der Tagesordnung sind und größtenteils unter Erfolgskalkül knallhart zusammengecastet wurden (vgl. TIC TAC TOE, NO ANGELS, MONROSE…), hält sich die weibliche Bevölkerung in Sachen handgemachter Alternativmusik erfahrungsgemäß eher zurück und überlässt das kollektive Rumlärmen lieber ihren männlichen Artgenossen.
Umso erfreulicher, dass ich Ihnen nun mit den STATTMATRATZEN eine waschechte Mädels-Punkband vorstellen darf, deren Mitglieder trotz ihres noch relativ jungen Alters dieser klassischen Rollenverteilung entschlüpft sind und ebenso munter wie selbstbewusst drauflos rocken. Während die DONNAS als vielleicht populärste Vertreterinnen des femininen Punkrocks gerne mit ihrer niedlichen Weiblichkeit kokettiert haben und stets einen Hauch von Pyjamaparty versprühten, weht bei den vier Berliner Rotzgören ein etwas rauerer Wind: Hier gibt es Schnaps statt Prosecco und Konsumkritik statt Shoppingtrip. Auch der heutzutage selbst in der Punkmusik immer häufiger vorhandene Populärmusik-Anteil hält sich bei den STATTMATRATZEN stark im Hintergrund, vielmehr findet man in ihren Punksongs diverse NDW- und Rock-Einflüsse, die sich wunderbar mit der kräftigen, bisweilen auch schnoddrigen Stimme von Frontfrau Nika van Décross ergänzen. Das Resultat ist ein Tonträger, der zwar nicht unbedingt durch Perfektion besticht, aber dafür einen einzigartigen Charme an den Tag legt, wie man ihn bei kaum einer anderen deutschen Punkband vorfindet.
Aufgrund dieser Tatsache fragen Sie sich nun sicherlich, weshalb nicht viel mehr junge Damen zu den Instrumenten greifen und die Proberäume entern. Um ehrlich zu sein: Diese Frage konnte bis zum heutigen Tage nicht seriös beantwortet werden. Die lange Zeit in renommierten Musikwissenschaftlerkreisen vorherrschende Theorie, dass Frauen schlicht und ergreifend das sogenannte Punkrock-Gen („Chromosom 77“) fehlt, konnten die STATTMATRATZEN mit ihrem „Egoshooter“ jedenfalls endgültig widerlegen. Die Ursachenforschung geht also weiter. Wir halten Sie auf dem Laufenden.