STAKEOUT – Geschenk an die Welt

Schön gemacht ist das. Also jetzt von außen betrachtet. Eine selbstbewusst aus der Toilettenschüssel nach oben gereckte Hand mit einer – sic! – Schallplatte in der Hand. Das also ist STAKEOUTs „Geschenk an die Welt“. Wirklich detailverliebt gestaltetes Digipack. Originell und sogar mit eingebautem Gewinnspiel. Da geht es um die Zitatesammlung, die dieses Album darstellt.
Originell ist leider nicht das erste Wort, das einem beim Hören durch den Kopf schießt. Eher ein leicht abwinkendes „Ach, sieh an, DIE ÄRZTE!“. Oder auch „Hurra, endlich wieder 16!“ Klingen die Gesangsparts teilweise auch nach RANTANPLAN, so instrumentieren die Berliner sehr eindeutig in Richtung ihrer Hauptstadtkollegen. So plätschern denn auch „Füllsong“ und „Märchenwelt A.D.“ mehr am Ohr vorbei als durch es hindurch, wenn auch die Texte voller Zynismus und Politikverdrossenheit versuchen, sich in die Gehirnwindungen zu brennen. Aber neu ist auch das nicht.
Sehr viel besser machen es STAKEOUT dann mit „Alle anderen außer mir“, das mit einem DIE PRINZEN-mäßigen Chorgesang einsetzt und dann eine wunderbare Ode an sich selbst entfesselt. Na bitte. Dennoch packen STAKEOUT nicht wirklich, da sie einfach in ihrem Trott gefangen scheinen, es fehlt das besondere Glitzern, es fehlen die interessanten Ideen, die etwas Besonderes aus der Musik machen würden. Man merkt ihnen allzu oft die Bezüge – gut, da kann man natürlich jetzt mal eben auf das Gewinnspiel verweisen und darauf, dass die Band das doch vielleicht so will – zu vielen anderen Bands des Punkgenres an. Ob dies nun PROPAGANDHI, DIE ABSTÜRZENDEN BRIEFTAUBEN oder eben DIE ÄRZTE sind.
Was fehlt, ist die Glaubwürdigkeit. Nun gut, es ist Poppunk. Aber schaut man sich die Aufmachung des Albums an (die CD selbst ist über einer geballten schwarz-weißen Faust angebracht), so versucht man doch klar; in Richtung wahrer Punkrock zu gehen. Und das schaffen STAKEOUT leider nicht, ihnen fehlt dafür sowohl musikalisch, als auch textlich das Rohe, Ehrliche, Echte. Ein bisschen so wie all die Gangster, die in der behüteten Vorstadt groß geworden sind und denen die Eltern dann die Musikkarriere finanzieren.
Klar, das Ganze hat natürlich System, denn bei der Zielgruppe der unter 18-jährigen kommt das prima an, die Musik ist tanzbar, die Texte mitsingbar, alles ganz wunderbar. Halt nur nicht glaubwürdig. Und das ist schade. Da hilft auch eine noch so schöne Verpackung nichts. Dann doch lieber DIE ÄRZTE.

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.