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SPANDAU – Alles macht weiter

„Und all die andern tun mir leid.“ Nämlich die, die möglicherweise nie in den Genuss kommen, „Alles macht weiter“ zu hören. SPANDAU machen nun schon seit über einem Jahrzehnt Hafen-Emo… und das machen sie auch weiterhin verdammt gut. So auch auf ihrer neuen 5-Track-EP, die nicht nur zum Release ein rauschendes Fest untermalte, sondern auch als Konserve ihre Wirkung nicht verliert. Die vier Hamburger machen das, was sie am besten können: leicht melancholisch angehauchten Indie-Pop (ja, ja, die Popmelodien treten mit fortschreitendem Alter auch immer mehr in den Vordergrund, ist halt der Lauf der Dinge) mit stets bedeutsamen und berührenden Texten, aus denen sich jeder die Zeilen stehlen kann, die für das eigene Leben als Zitat dienen dürfen. Ob es nun ist, dass man über alles irgendwann hinweg kommt, oder man sich fragt, warum die Menschen um uns herum eigentlich mit so seltsamen Gesichtern herumlaufen. Weil es schlicht darum geht, was sich allgemein das Leben nennt, und was jeder anders und doch ein wenig ähnlich erlebt. Überschneidungen gibt es doch immer. Axel und Lennart wechseln sich am Mikrofon gütlich ab und öffnen so noch weitere Räume im Hause SPANDAU, die mancher dort vielleicht gar nicht erwartet hätte. Aber so lange die Schlüssel passen und das Licht funktioniert, ist es ja nicht falsch, auch neue alte Zimmer zu betreten. SPANDAU klingen in ihrer aktuellen Besetzung so sehr nach Spielfreude und Gemeinschaft, wie man es sich als Band wohl nur wünschen kann. Hier spielt zusammen, was zusammen gehört. Oder so ähnlich. Als Hörer wünscht man sich, dass diese EP direkt eine LP geworden wäre – dann hätte man noch mehr von diesem stets salzgetränkten Gitarren-Sound aus der Hansestadt. Aber das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert, manchmal weht im leeren Park halt nur der Wind („Am Ende dieser Stadt“). Was SPANDAU auch weiterhin auszeichnet, ist die Fähigkeit, schon nach einmaligem Genuss einen hochprozentigen Mitsingfaktor zu entwickeln, der fern aller Stadionatmosphäre einfach gute Stimmung aufkommen lässt… und das nicht nur durch eingestreute Backgroundgesänge in „uuuuh“ und „aaaaah“. Nicht nur mit Menschen, nein, auch mit „Alles macht weiter“ ist einfach alles ein kleines bisschen schöner. Wenn Musik das schaffen kann, hat sie richtig viel erreicht. Man wird sogar gerne mit ihr älter. Und wann wird man das schon gerne?

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.