Es gibt nur ziemlich wenige deutschsprachige Singer/Songwriter, die mich tatsächlich überzeugen können. Einer dieser seltenen Exemplare ist Hannes Wittmer alias SPACEMAN SPIFF. Mit seinem letzten Album „Bodenangst“ ist es ihm im vergangenen Jahr irgendwie gelungenen, mich regelrecht in seinen Bann zu ziehen, obwohl ich gar nicht genau sagen kann, was er tatsächlich anders oder besser macht als seine zahlreichen Kollegen. Es ist einfach das Gesamtresultat mehrerer Faktoren, das den Wahl-Hamburger auszeichnet: Seine angenehme Stimme, die wortgewandten Texte voller persönlicher Gedanken und Alltagsgeschichten sowie vor allem diese seltsame, melancholisch-schöne Stimmung, die er in seinen Liedern verbreitet.
Mit „…und im Fenster immer noch Wetter“ ist nun das Nachfolgealbum erschienen, welches dank Goddamn Records auch wieder auf Vinyl erhältlich ist. Während SPACEMAN SPIFF auf seiner ersten Platte noch fast ausschließlich mit Akustikgitarre gearbeitet hat, hat er das klangliche Spektrum mittlerweile mithilfe diverser Gastmusiker um zahlreiche Instrumente erweitert. Das klarste Beispiel hierfür ist sicherlich das Stück „Straßen“: Hier kommen neben der Gitarre auch noch ein pumpender Bass, eine Geige, ein Keyboard und ein Schlagzeug zum Einsatz und machen aus dem Lied ein lupenreines Indie-Pop-Stück. In anderen Songs findet die Instrumentierung zwar in einem geringeren Ausmaß statt, dennoch sind beispielsweise Bass, Klavier, Akkordeon oder diverse Streichinstrumente stets wiederkehrende Begleiter auf dem Album und erfüllen die Lieder mit Leben.
Stand „Bodenangst“ noch ganz im Sinne der Lagerfeuerromantik, so wirkt „…und im Fenster immer noch Wetter“ vielschichtiger und durchdachter. Trotz alledem sind es für mich vor allem die puristischen Songs wie „Treibsand“, „Hamburg“ oder „Ab heute immer jetzt“, die das Album so interessant machen, weil sie so schön natürlich klingen und ihren Urheber von einer gänzlich ungeschminkten Seite zeigen.