So, da werden die liebenswerten Nasen aus Neuseeland also jetzt von Sony vertrieben – was soll man denn davon halten? Ich persönlich lehne diese ganze Major Label-Brut ja aus Prinzip ab, denn das geht immer nach hinten los. Aber es gibt ja genug, die anderer Meinung sind. Zur CD: mit Spannung legte ich also den neuen Silberling ein, war die letzte Scheibe „fast cars, slow guitars“ doch ein echter Brüller mit seiner Mischung aus HOT WATER MUSIC und LIFETIME beeinflussten Punk/Hardcore. Der erste Song beginnt – die Gitarren bretzeln ganz gut, noch kein Hinweis auf Major Label-Produktion (Merkmale: zu sauber, zu schlapp, zu weich: langweilig). Als der Gesang allerdings einsetzt, bestätigen sich meine schlimmsten Befürchtungen: tot produziert – dachte ich. Nach mehrmaligem Hören muss ich meine Anfangsmeinung etwas revidieren. War wohl so etwas wie eine selbsterfüllende Prophezeiung – ich hab’ tot produziert erwartet und dann natürlich auch gehört. Objektiver betrachtet sieht es mehr nach zwei dicken Augen und ’ner geschwollener Lippe aus – also schon zuviel des Guten, aber längst nicht so schlimm. Vielleicht lag es auch am etwas anderen Sound auf dieser Scheibe, dass ich mich so verhört habe. Denn statt LIFETIME und ähnlichen Einflüssen höre ich diesmal eher FACE TO FACE und Konsorten, also weniger Hardcore und mehr Punk Rock. Damit das klar ist, nichts an dieser CD hört sich wie geklaut oder abgekupfert an, dazu sind SOMMERSET zu gute Songschreiber. Die genannten Bands sind als reine Richtungsangaben oder Wegweiser zu verstehen. Mit zunehmendem Hören bleiben einige Songs und Melodien im Ohr, und nach und nach gefällt mir sogar der Gesang. Ganz klar, in zehn Jahren werde ich wohl eher die „Fast cars, slow guitars“ rausholen, wenn mich jemand nach SOMMERSET fragen sollte (oder fragen sollte, wie denn die Weltstars SOMMERSET früher geklungen haben), aber „Say what you want“ ist auf jeden Fall eine Klasse für sich – vor allem wenn man sich anhören muss, was sonst noch so auf den Musikmarkt geschmissen wird. Ach ja, SOMMERSET sind noch bis Anfang Oktober auf Tour in Europa, also seht zu, dass Ihr da hingeht!