Es gibt Re-Recordings von Scheiben, die machen so viel Sinn wie ein Klo ohne Spültaste. Besserer Sound vielleicht, okay, aber die Magie der so wichtigen ersten Aufnahmesession kommt einfach nicht mehr richtig rüber.
Bei der neuesten Scheibe der Ruhrpott-Thrash-Institution SODOM liegt die Sachlage aber mal völlig anders. Hier strahlt schon das geile Plattencover so viel Old School 80er Flair aus, dass man meinen könnte, David Hasselhoff persönlich käme gleich mit seinem frisch gefönten Brusthaarteppich um die Ecke. Schnell mal einen Blick auf das Line-Up geworfen, und die Kinnlade klappt noch weiter nach unten. Die drei Lausbuden Tom Angelripper, Grave Vialator und Chris Witchhunter ballern sich doch glatt in der Original 84er-Besetzung durch die Scheibe. Unglaublich!
Dann aber mal schnell die CD-Schleuder angeworfen und mit den ersten Klängen gefühlte 20 Jahre in die Vergangenheit gereist. Das Schlagzeug holpert durch das Unterholz wie eine Herde Wildschweine mit Dauerblähungen, Gitarre und Bass röhren wie ein verstopfter AEG-Handstaubsauger, und Onkel Tom rasselt die Texte runter, als wären gerade 20 Whiskey-Cola an seinem Kehlkopf vorbeigeschwommen. Mehr Old School geht nun wirklich nicht.
Aber macht denn die Sache auch Spaß? Und wie! Neben den fünf neu eingespielten Songs der 84er EP „In the sign of evil“, die allesamt mit ordentlich Pfeffer durch die Boxen scheppern, gibt’s sieben (!) Bonustracks, die allesamt aus den Anfangstagen stammen. Titel wie „The sin of sodom“, „Bloody corpse“ oder „Where angels die“ sprechen eine deutliche Sprache und lassen einen wild bangend durch die Bude rennen.
Wenn Euch die letzten Outputs im Metal-Bereich zu routiniert und uninspiriert vorkamen, dann holt Euch diese Scheibe! Denn hier wird so unbekümmert und frisch drauflosgerockt, dass man am liebsten mit Nietenarmband, Spandexhose und Patronengürtel auf die Straße rennen und laut ausschreien möchte: RAISE THE FIST OF THE METAL CHILD!