Ende April hat die rechtspopulistische AfD wieder einmal einen beachtenswerten Bock geschossen. Als nämlich bekannt wurde, dass SLIME beim Hamburger Hafengeburtstag auftreten sollten, versuchte sie den Auftritt im Vorwege per Bürgerschaftsantrag zu untersagen, indem sie die vermeintliche Verfassungsfeindlichkeit der Punk-Band anhand der indizierten (und nebenbei bemerkt über 35 Jahre alten) Lieder „Bullenschweine“ und „Deutschland“ als Argumentation anführte. Das Resultat dieses Ansinnens fiel allerdings anders aus, als von der Partei erhofft, denn das hierdurch hervorgerufene Rauschen im (Boulevard-)Blätterwald bescherte der Band eine nie da gewesene öffentliche Aufmerksamkeit und wurde mit dem Hinweis, dass erstgenanntes Lied seit der Indizierung aus dem Programm der Band entfernt wurde und das andere bereits vor vielen Jahren durch den Bundesgerichtshof als Kunst eingestuft wurde und somit ganz legal gespielt werden dürfe, souverän gekontert. Das Ende vom Lied: SLIME spielten unbeirrt ihren Auftritt vor einer Rekordkulisse, und der Schlachtruf „Ganz Hamburg hasst die AfD“ hallte während des besagten Wochenendes in schöner Regelmäßigkeit durch den Hafen.
Eigentlich eine schöne Anekdote, bei der man allerdings ein besonderes Augenmerk auf den Hintergrund der Geschichte richten sollte. Denn der AfD ging es bei ihrer Forderung nach einem Auftrittsverbot für die vermeintlichen Hass-Musiker natürlich nicht um die Wahrung demokratischer Grundwerte, sondern vielmehr um eine Retourkutsche. SLIME hatten wenige Tage zuvor nämlich ein Lied namens „Sie wollen wieder schießen (dürfen)“ ins Netz gestellt, in dem sie Bezug auf die Forderung der AfD-Vorsitzenden Frauke Petry nahmen, Flüchtlinge notfalls mit Waffengewalt an der Einreise nach Deutschland zu hindern. Dabei ist der Band ein textlich derart treffsicheres Statement gelungen, wie es ihnen viele alte Fans insgeheim wohl nicht mehr zugetraut hätten: „Das ist das gelobte Land, wo Milch und Honig fließt. Aber nur solang man jeden Eindringling erschießt. Die Menschen an den Grenzen sind die Geister, die wir riefen. Und das weiß doch jedes Kind: Geister kann man nicht erschießen“. Zur Freude aller Vinyl-Fans ist das Stück nun auch als Single erschienen, deren kompletter Erlös by the way an die Organisation ProAsyl gespendet wird, wodurch man den Braungesinnten durch den Kauf gleich auf doppelte Weise den Mittelfinger zeigen kann. Auf der B-Seite befindet sich zudem eine Live-Version des Stückes „Goldene Türme“, welches ursprünglich vom „Schweineherbst“-Album stammt und sich inhaltlich ebenfalls mit der Flüchtlingsthematik beschäftigt. Großartige Aktion, großartige Musik. Viel mehr gibt es hierzu nicht zu sagen. Außer vielleicht: „Ganz Hamburg hasst die AfD!“