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JULI ZEH und SLUT – Corpus Delicti – eine Schallnovelle

Juli Zehs im Frühjahr 2009 erschienener Roman „Corpus Delicti“ wird zur „Schallnovelle“ – einer mehrstimmige Lesung, die musikalisch von der deutschen Band SLUT begleitet wird.
„Corpus Delicti“ ist eine Science-Fiction-Erzählung über Mia Holl, die sich in einer unwirtlichen Zukunft befindet, in welcher die körperliche Gesundheit zum höchsten Gut erhoben wurde. Mia muss sich vor einem Schwurgericht verantworten, weil sie angeblich zuviel analytischen Verstand, geistige Selbstständigkeit und emotionale Bindung zu ihrem Bruder besitze und somit ein gefährliches Individuum für das staatliche Gesundheitssystem (die „Methode“) darstellt. Sie nimmt den Kampf gegen den totalitären Staat auf, um sich und ihren Bruder, der aus Verzweiflung Selbstmord begangen hat, von den staatlichen Anschuldigungen zu befreien. Damit wirft der spannende Roman die aktuellen Fragen nach der Ausweitung der staatlichen Kontrolle über seine Bürger und die damit verbundene Einschränkung der Rechte des Einzelnen auf.
Der Großteil des Textes wird von Juli Zeh selbst gelesen, es gibt aber zudem männliche Sprechrollen. Außerdem unterlegen SLUT Teile des Hörbuchs mit sphärischen Klängen und unterteilen die 56-minütige CD durch sieben neu komponierte Songs.
Auch wenn das Projekt interessant ist und live anscheinend viel Beachtung gefunden hat, finde ich das Konzept der CD nicht ganz überzeugend, da die Musikstücke zu wenig in den Kontext der Lesung eingebunden werden. Des Weiteren ist die Hörbarkeit des Buches durch die notwendigen Streichungen und die teilweise verwirrende Polyphonie beeinträchtigt, was zur Folge hat, dass der Hörer dem Handlungsverlauf schlecht folgen kann.