Schrille Neon-Farben, wuchtige Alternative Rock-Riffs, ein kleines bisschen NDW-Feeling und ergänzend dazu noch ein wenig Riot Grrrl-Attitüde – das sind die Hauptzutaten, die SHIRLEY HOLMES auf „Heavy chansons“ vereinen. Zwei Mädels und ein Typ lassen die Röhren im Vox-Verstärker glühen und versuchen sich an einem Spagat aus Retro und Moderne. Der Opener „Nadines Korsett“ erinnert mich nicht nur aufgrund des überdrehten weiblichen Gesangs an JENNIFER ROSTOCK, und ein Stück wie „Alles löst sich auf“ kann man sich mit seinem eingängigen Refrain wunderbar beim Bundesvision Song Contest zwischen 200 SACHEN und BAKKUSHAN vorstellen. Doch hier deutet sich bereits das größte Manko an, das die Berliner haben: Sie klingen zu sehr auf Erfolg getrimmt und lassen in ihrem Sound diese gewisse Bodenständigkeit vermissen, die eine Band erst authentisch macht. Obendrein hemmt der permanente Wechsel zwischen deutschen und englischen Texten aus meiner Sicht den Gesamtfluss des Albums, das allerdings in Form des Stückes „Tanzen!“ (einer Kooperation mit der Elektro-Formation NACHLADER) doch noch einen einigermaßen versöhnlichen Abschluss findet.
SHIRLEY HOLMES – Heavy chansons
- Beitrags-Autor:Bernd Cramer
- Beitrag veröffentlicht:4. November 2011
- Beitrags-Kategorie:Tonträger
Bernd Cramer
Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber.
Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.