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BABYBIRD – The pleasures of self destruction

Kopieren ist ja der Trend in 2011 gewesen. Mach ich das kurz vor Ladenschluss doch auch schnell noch mal und zwar bei mir selbst: Nicht selten meint man bei den ersten Tönen eines Albums auf etwas Besonderes gestoßen zu sein, nur um ein, zwei Songs später mit einem schalen Gefühl der Enttäuschung um Worte für den ganzen Rest zu ringen. BABYBIRD machen es einem wirklich nicht einfach. Der Einstieg gelingt mit „The Jesus stag night club“ schlicht großartig. So schön räudig und gleichzeitig größenwahnsinnig kann Blues 2011 klingen, wenn man giftige Gitarren auf knurrenden Bass, „Sympathy for the devil“-Damenchor und euphorische Bläser prallen lässt. Wer glaubt, damit die Marschrichtung des neuen Albums „The pleasures of self destruction“ zu kennen, täuscht sich jedoch gewaltig. Ab Song zwei bewegen sich Stephen Jones und seine Mitstreiter auf reinem, meist entspanntem, gern auch mal arg balladeskem Popterrain. Je nach Stimmung ist das herzerweichend schön, vor allem dann, wenn ein schwer an DAVID BOWIE erinnernder Schmelz in der Stimme von Stephen Jones mitschwingt („Beautiful haze“) oder betulich, aber nicht gerade mitreißend. Mit „Your gorgeous“ hatten BABYBIRD bereits einmal einen No.3 Hit im UK. Wer den Song kennt, kann erahnen, was mit Popterrain gemeint ist. Nicht alle dieser sanft swingenden Songs erreichen dieses Kaliber, mit „Not love“, „Can’t love you anymore“ und „Song for the functioning alcoholic“ stecken aber immerhin drei veritable Hits im Köcher, die sich nicht nur im Radio, sondern auch auf jedem Mixtape für die beste Freundin prima machen. Erst mit dem achten Song „I’m not a killer“ zieht wieder die manische Stimmung des Eröffnungssongs ein. Das folgende „www.song“ könnte glatt von THE VERVE stammen und hat ebenfalls Hitpotenzial. Mal abgesehen von der absichtlichen Irreführung zu Beginn des Albums ist „The pleasures of self destruction“ ein sehr schönes Popalbum geworden. Auf die vier arschlahmen Balladen „The best day of our lives“, „A little more each day“ und vor allem den beiden Rausschmeißern „The world is ours“ und „Remember us“ hätten BABYBIRD aber gerne verzichten können. Das ist mir doch zuviel Gefühlsduselei und kostet sie zwei Sterne.