Der Albumtitel lädt zu Spekulationen ein: Wollen die SEWER RATS mit „Wild at heart“ etwa dem gleichnamigen Berliner Szene-Club huldigen? Angesichts der Melange aus Punkrock, Rock´n´Roll und Rockabilly, die das Trio auch auf seinem zweiten Longplayer zum Besten gibt, wäre der Gedanke gar nicht mal so abwegig. Andererseits passt der Titel jedoch auch hervorragend zu den Texten der zwölf dargebotenen Songs, denn die Kölner Billy-Punks machen keinen Hehl daraus, dass sie ihr Mitwirken in dieser Subkultur auch über die Pubertät hinaus als integralen Bestandteil ihres Lifestyles begreifen.
Drei Jahre sind seit dem (übrigens kürzlich auf Rookie Records wiederveröffentlichten) Debütalbum „Rat attack“ vergangen. Eine relativ lange Zeit, die die SEWER RATS offensichtlich genutzt haben, um weiter an ihrem Songwriting zu feilen. Bestach der Vorgänger noch in erster Linie durch flotte, mitsingkompatible Punkrock-Songs, so bietet „Wild at heart“ nun ein wenig mehr Abwechslung und auch einige melancholische Momente. Direkt beim Opener „Would it be allright“ zeigt die Band beispielsweise ihre Rockabilly-Einflüsse in bislang ungekannter Deutlichkeit, während der abschließende Titeltrack deutlich in der Country-Musik verwurzelt scheint. Das Greaser-Stück „Caroline“ erinnert währenddessen stellenweise stark an SOCIAL DISTORTIONs „Story of my life“, und auch das verhältnismäßig ruhige „Heartbreaker” könnte durchaus aus der Feder von Mike Ness (zu „Prison bound“-Zeiten) stammen. Daneben geht es in Stücken wie „All my friends” oder „Lucky star” wie gewohnt flott und mitreißend zur Sache, wobei die Band in zwei Fällen auch auf die gesangliche Unterstützung von THE CREEPSHOWS-Sängerin Sarah Blackwood bauen darf. Eine völlige Neuerfindung findet also nicht statt, eine Weiterentwicklung dagegen schon. Darüber, dass die SEWER RATS nach wie vor zu den besten deutschen Punkabilly-Bands zählen, brauchen wir gar nicht erst zu reden.