Wer in drei Jahren in 21 Ländern 600 Konzerte spielt, gibt sich selbstverständlich auch nicht mit einer einzigen Release-Show zufrieden. Und so feierten Daniel und Eleni aka SEA & AIR die Veröffentlichung ihres neuen Albums „Evropi“ eben an sechs verschiedenen Orten. Neben den üblichen Tourstädten Berlin, Hamburg, Köln und München konnten auch die Fans in Tübingen sowie auf dem Alinae Lumr-Festival in Storkow mitfeiern, bevor… äh… ja, bevor was eigentlich? Mittlerweile steht schon wieder das nächste Dutzend Konzerte an, zur Ruhe setzen wollen sich die beiden Multiinstrumentalisten also noch lange nicht. Und doch wohnte dem Hamburger Konzert etwas Besonderes inne. Nicht nur die Location, das Terrace Hill, war besonders, wobei die dortigen Konzerte mit dem Blick über Sankt Pauli natürlich ein einzigartiges Flair umgibt. Anders war aber auch, dass das Paar live erstmals mit Tonsamples arbeitete. Bisher galt das DIY-Prinzip, und man setzte alles komplett live um. Die vielschichtigen orchestralen Parts, die auf ihrem zweiten Album zu finden sind, lassen sich auf der Bühne allerdings nicht eins zu eins wiedergeben, wenn man weiterhin auf Samples verzichten wollte. Und so entschlossen sich die beiden dazu, mit der bisherigen Prämisse zu brechen, um das Album live nicht allzu anders klingen zu lassen.
Dass das nicht einfach ist, weil dennoch viele Instrumente zum Teil gleichzeitig bedient werden mussten, konnte man ein Stockwerk über dem Uebel & Gefährlich beobachten. Da funktionierte zunächst der Datenstick nicht, dann drückte ein Instrumentenkabel ungewollt die Keyboardtasten herunter, während erschwerend hinzu kam, dass die Beleuchtung auf der Dachterrasse des Feldbunkers ein wenig zu wünschen übrig lässt. Was beim Soundcheck bei Tageslicht noch klappte, wollte in der Abenddämmerung nicht ganz so leicht gelingen. So galt es zu improvisieren, die Beleuchtung wurde umgehängt, und Daniel glich den einen oder anderen Patzer durch einen lockeren Spruch wieder aus. Das hatte den Charme des Unvollkommenen, was das neue (ziemlich perfekt produzierte) Album umso liebenswerter machte, weil der Auftritt ganz und gar nicht routiniert ablief. Dass SEA & AIR auch anders können, bewiesen unlängst ihre Auftritte im Stadion als Support für Superstars wie WHITNEY HOUSTON und ANDREAS BOURANI. Schön zu sehen, wenn auch mal nicht alles glatt läuft – der guten Stimmung tat dies keinen Abbruch.