SCREAM – Complete control session #2

Muss es mir peinlich sein, dass ich die Band SCREAM bisher noch nicht kannte? Immerhin waren sie – wie mich Bandinfo und Wikipedia aufklärten – Anfang der 80er Jahre neben Bands wie MINOR THREAT und GOVERNMENT ISSUE Bestandteil der damals aufstrebenden Washington DC-Hardcoreszene, haben vier Alben auf dem legendären Label Dischord Records veröffentlicht und waren zudem auch noch die erste Band von Dave Grohl, der später mit NIRVANA und den FOO FIGHTERS berühmt wurde. Andererseits: Als 1993 das letzte SCREAM-Studioalbum erschien, fing ich gerade erst an, mich für Punk und Hardcore zu interessieren, nicht alles was auf Dischord erschien, verdient das Prädikat „Klassiker“, und ich war auch nie der große NIRVANA- oder FOO FIGHTERS-Fan. Von daher sind die sieben Songs auf dem zweiten Teil der von Sideonedummy Records veröffentlichten „Complete control session“-Reihe mein persönlicher Einstieg in das Schaffen der Band, und ich kann mir ein völlig unvoreingenommenes Bild von der Truppe machen.
Vom typischen DC-Hardcore scheinen SCREAM mittlerweile allerdings abgekommen zu sein. Der Opener „Stopwatch“ erinnert vielmehr an die bereits erwähnten FOO FIGHTERS (und das, obwohl Dave Grohl mittlerweile nicht mehr dabei ist), und die übrigen Songs bewegen sich vorwiegend zwischen ungestümem Punk, Garagen-Rock und Punk´n´Roll. Abgesehen von „Elevate“, einem melodischen Midtempo-Song mit schönen Singalongs, können mich die Stücke allerdings nicht richtig überzeugen. Man kann der Band zwar keineswegs mangelnden Abwechslungsreichtum vorwerfen, doch nach heutigen Maßstäben klingt der Sound von SCREAM einfach zu antiquiert, um Akzente setzen zu können. Von daher werden sich wohl überwiegend Sammler und Comeback-Befürworter über dieses als Download und 10″-Vinyl veröffentlichte Release freuen.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.