Die Kunstfertigkeit eines APHEX TWIN trifft auf Orff-Instrumente. Noise trifft Electronica und Jazz. SCHNAAK sind anders, so viel steht fest. Und SCHNAAK sind seltsam, auch das dürfte klar sein. Da brüllt einem die bis ins Extrem verzerrte Gitarre aus den Boxen entgegen, während im Hintergrund ein zarter Gesang nach seiner Daseinsberechtigung sucht. Und sie tatsächlich findet. Manchmal denkt man bei „Wake up colossus“ für einen kurzen Moment, dass man sich in einer Jazzkneipe zur Polizeistunde befindet, wird aber schneller als man hören kann wieder in die lärmige Realität zurückgerissen. Ständig fragt man sich, womit machen die diese seltsamen Geräusche und vor allen Dingen: wie schaffen sie es, dass sich das dann noch nach Musik anhört und sogar einen heimeligen Platz im Ohr findet?
Mathias Jähnig und Johannes Döpping jedenfalls schaffen es, verdreht, verrückt, neuartig und dennoch überzeugend zu klingen. Nun ist „Wake up colossus“ nicht gerade geeignet, das erste Date mit der Angebeteten klanglich zu untermalen, dafür fordert die Musik einfach zu viel Aufmerksamkeit, lässt sich nicht in den Hintergrund drängen, sondern fordert die volle Konzentration vom Hörer. Dafür aber lässt sie ihn auch einige Feinheiten und Abstrusitäten entdecken, die für diese geistige Anstrengung mehr als entschädigen.
„Transzendentaler Neuer Maschinen Pop“ nennt der Beipackzettel diese Musik. Und ja, das beschreibt „Wake up colossus“ tatsächlich ganz gut und treffend. SCHNAAK sind irgendwo zwischen den EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN und GRINDERMAN angekommen. Und da sollten sie bleiben, denn das überzeugt.