Immer, wenn man denkt, Opa Rock ist selig entschlummert, haut er einem einen heißen Lappen um die Ohren. Diesmal sind es SAUROPOD aus Norwegen.
Auf ihrem Debüt „Roaring at the storm“ verschmelzen sie mit überschwänglicher Chuzpe Grunge, Rock, Punk, Indie und Pop zu einem stilistischen Bastard, der einen anspringt wie eine tollwütige Echse. NIRVANA und PIXIES werden völlig ungeniert zitiert, so als hätte es diese Riffs vorher nie gegeben. Noch etwas WEEZER, 60s Britpop und Metal dazu? Bitte, geht alles! Und mit ihren schwer groovenden Popmomenten schielen sie auch noch ganz unbescheiden nach Airplay. Bevor sich diese Band festlegt, nagelt man eher einen Pudding an die Wand. Das klingt jetzt alles ein bisschen verwirrend? Ist es beim ersten Hören auch, aber bei den nächsten Durchläufen erweist sich die ungeheure Vielfalt als große Stärke des Albums und lässt einem immer wieder Neues entdecken.
Der hippelige, hin und her taumelnde, mit Rock- wie auch Akustikgitarren verzierte Opener „You and me sholud leave together tonight“, beschert gleich einen großen Popmoment. Ein Song, wie WEEZER ihn seit 20 Jahren nicht mehr hinbekommen haben. Der folgende „Winter song“ ist der beste Grungesong seit 1991. Punktum. „Sunny day“ hätte auch einen guten, knarzigen Garagenrocker abgegeben, wenn die Produktion nicht so kraftvoll und knackig wäre. Kopf Jonas Røyeng harmoniert hier zudem stimmlich ganz großartig mit Bassistin Kamilla Waal Larsen. Die Band strotzt nur so vor Energie und Spielfreude. Doch auch der Humor kommt nicht zu kurz. Wer sonst streut einfach mal mitten in der Groovehölle einen halbakustischen Song ein („Running Song“), nur um ihn dann gleich wieder mit zwei Hochgeschwindigkeits-Punksongs („(I’ve been) bad on Emma“, „Headphones“) vom Tisch zu wischen? Wundert es jetzt noch jemanden, dass in „Fugue“ Metalgeriffe und Growls den ansonsten luftigen Indie-Rock aufbrechen? An neunter Stelle haben SAUROPD mit „Edge of a cloud“ noch einen zweiten großen Popmoment, bevor sie das Album mit dem Interlude „Your line is divine“ und dem etwas lahmen Akustiksong „On the hill“ (Paulchen Panther?) ausklingen lassen. Nun gut, das erste Album muss ja nun auch noch nicht ganz perfekt sein.