Seien wir ehrlich: S.I.K. gehörten nie zu den musikalisch herausragenden Deutschpunk-Bands, und dennoch haben sie es seit Mitte der 90er Jahre geschafft, die Deutschpunkszene bis heute entscheidend mitzuprägen. Bis heute sieht man auf Punk-Festivals und Konzerten jede Menge T-Shirts und Aufnäher der Band, und auch bei den damaligen Zechgelagen in meinem Freundeskreis waren Lieder wie die grandiose Halbballade „Gerechtigkeit“, der Party-Hit „Jacky Mord“, das mitreißende „Tagträumer“ und natürlich die inoffizielle Autonomen-Hymne „Schwarzer Mann“ gern gesehene Gäste im CD-Spieler. In der Zwischenzeit haben die Bandmitglieder ihr einst gegründetes D.I.Y.-Label „Nix Gut Records“ zu einem wahren kleinen Punkrock-Imperium ausgebaut und haben auch damit ganz erheblich zum Ausbau der Deutschpunkkultur beigetragen. An dieser Stelle sei auch noch mal an den sogenannten „Hakenkreuz-Prozess“ erinnert, den das Label ungeachtet der dadurch entstehenden Kosten vor Gericht ausgefochten hat und der entscheidend dazu beigetragen hat, dass Antifaschismus auch weiterhin selbstbewusst zur Schau getragen werden darf. Der Stellenwert der Band und ihrer Mitglieder für die deutsche Punkszene ist also immens und sollte trotz ewig währender Kommerz-Vorwürfe einiger besonders kritischer Zeitgeister durchaus gewürdigt werden.
Sieben Jahre hat es nun gedauert, bis S.I.K. ein neues Album veröffentlicht haben. Während man bei den ersten beiden Veröffentlichungen der Band (das dritte Album „Die Zeiten ändern sich“ kenne ich leider nicht) noch über die bescheidene Soundqualität meckern kann, hat man sich diesmal erfreulicherweise eine richtig fette Produktion gegönnt, was den Songs auf jeden Fall zu Gute kommt. Und auch musikalisch haben S.I.K. noch eine Schippe draufgelegt, denn ihre Lieder klingen irgendwie ausgereifter als in ihren Anfangstagen. Gerade die schnellen Stücke wie „Lied vom Nächsten“, „Oh, oh“ oder „Irrenhaus“ erinnern mich an Bands wie DRITTE WAHL, ZAUNPFAHL oder FAHNENFLUCHT, wobei S.I.K. dem geneigten Hörer auch noch zwei Coversongs von OPODELDOX („Punksong“) und den OI-MELZ („Fahne im Wind“) untermogeln. Dazu gesellen sich wie von der Band gewohnt überdurchschnittlich gute Texte, die überwiegend politischer oder sozialkritischer Natur sind.
Mit „Hältst du still?!“ spielen S.I.K. munter im oberen Drittel der Deutschpunk-Liga mit. Nun bleibt abzuwarten, ob wieder ganze sieben Jahre vergehen, bis die Band das nächste Lebenszeichen von sich gibt.