Als vor ein paar Jahren die Nachricht kursierte, dass sich RUE ROYALE eine unbestimmte Auszeit nehmen würden, weil sie Nachwuchs erwarteten, mag man sich für das Paar zwar gefreut haben, aber aus musikalischer Sicht war es eine kleine Enttäuschung. Denn ob und wie es danach wirklich weitergehen könnte, stand in den Sternen. Schließlich gab es nur wenige Musiker, die so viel unterwegs waren wie das anglo-amerikanische Indie-Folk-Pärchen.
Doch tatsächlich standen RUE ROYALE schon bald wieder auf europäischen Bühnen, ihre kleine Tochter im Gepäck. Wenn man außerdem berücksichtigt, dass erst kürzlich ein Album von LAMBERT & DEKKER (der männlichen Hälfte von RUE ROYALE) erschien, kann man zudem den Eindruck gewinnen, dass ihr musikalischer Output keineswegs unter den veränderten Lebensbedingungen zu leiden scheint.
Erfreulicherweise erfährt auch ihr Songwriting eine konstante Weiterentwicklung. Experimentierten die beiden auf dem Vorgängeralbum „Remedies ahead“ erstmals mit Electronica, orientiert sich ihr mittlerweile viertes Album wieder zurück in Richtung Indiefolk, ohne die elektronischen Elemente aber komplett über Bord zu werfen. Stattdessen hat man den Eindruck, dass der Song, die Melodie und die Stimmung eines Songs wieder mehr im Vordergrund steht und die Electronica wohl dosierter eingesetzt werden. Dies mag aber auch damit zusammenhängen, dass Ruth und Brookln erstmals mit Sean Carey (u.a. BON IVER) einen externen Musiker hinzugezogen haben, der ihr Songwriting mit Drums maßgeblich bereichert. Es bleibt abzuwarten, ob RUE ROYALE live ebenfalls auf einen dritten Mann zurückgreifen oder die Drums als Sample eingespielt werden. Auf Tonträger ist ihnen jedenfalls das bisher abwechslungsreichste Album gelungen. Hut ab!