RUE ROYALE sind so etwas wie eine verkörperte Liebesgeschichte. Er stammt aus Chicago, sie aus den englischen Midlands. Nach einer langjährigen Fernbeziehung zogen sie nach Chicago und begannen, zusammen zu musizieren. Sie heirateten und entschlossen sich schließlich dazu, ihr Hab und Gut zu verkaufen, bei Freunden einzuziehen, aber noch viel mehr auf europäischen Straßen unterwegs zu sein. Und so tingeln Ruth und Brookln Dekker bereits seit vier Jahren kontinuierlich durch die Welt, um in unzähligen Clubs, diversen Wohnzimmern und auf kleinen Festivals mit ihren sanften Melodien und zweistimmigem Gesang die Herzen ihrer Hörer zu verzaubern. Ausgestattet mit E-Piano, Akustikgitarre, einer Bassdrum, einigen perkussiven Instrumenten und vor allem zwei wundervollen Stimmen sind sie seitdem pausenlos unterwegs, und egal, wo man sie sieht – nach dem Konzert blickt man jedes Mal in glückselige Gesichter, die im Anschluss daran ihre selbst produzierten und gebastelten CDs oder gestrickte Mützen kaufen. Das ist DIY fürs Herz.
Mit Sinnbus haben die beiden nun ein Label gefunden, um ihre Botschaft unters übrige Volk zu bringen. Im März erscheint dort ihr Album „Guide to an escape“, das ohne Label bereits vor zwei Jahren erschienen ist. So kann man eine CD auch mal mit etwas mehr Distanz besprechen. Zweifelsohne handelt es sich dabei um ein sehr schönes Album, das seine Nische irgendwo zwischen Folk und Singer/Songwriter findet und mit dem Titelstück und „Halfway blind“ gleich zwei bezaubernde Opener bietet. Danach fällt das Album allerdings etwas ab und kann die Qualität des Debüts nicht ganz halten. Zwar wagen die beiden Dekkers auf „Guide to an escape“ musikalisch mehr Experimente und setzen auch Synthies gekonnt mit ein, allerdings gefallen mir die Songs auf ihrem unbetitelten ersten Album insgesamt besser. Vielleicht entschließt sich ihr Berliner Label dazu, nachträglich auch die erste Platte noch zu veröffentlichen. Wünschenswert wäre das.