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RISE AGAINST – Pick & Choose

Eigentlich könnte RISE AGAINST gerade die Sonne aus dem Arsch scheinen. Das neue Album wird gefeiert ohne Ende, die Warped-Tour ist vorbei, und sie spielen ihre größte Headliner-Show in Hamburg ever. Leider gibt es aber auch Dinge, die nicht glatt laufen. So hat MTV in Deutschland die Ausstrahlung des aktuellen Videos „ready to fall“ eingestellt, weil es zu gewalttätig sei. Vor dem Konzert in der Markthalle in Hamburg stand Bassist Joe hierzu Rede und Antwort und gab doch ein paar Dinge von sich, die ich so von RISE AGAINST nicht zwingend erwartet hätte.

[F]Wie fühlt es sich an, wenn man gerade zensiert worden ist?
[A]Irgendwie muss ich lachen, auch wenn es sehr traurig ist. Weißt du, in „ready to fall“ haben wir im Video das umgesetzt, was die Menschen jeden Tag den Menschen und der Umwelt antun, und dann soll das zu shocking und gewalttätig sein? Das ist so absurd. Aber Gott sei Dank sind ja nicht alle Fernsehsender so. MTV in den USA oder England zeigt das Video zum Beispiel.

[F]Dafür darfst du in den USA weder „Fuck You“ sagen, noch Brüste zeigen…
[A]Verrückt, nicht wahr? Das ist schon eine sehr komische Sache mit der Zensur. Ich hasse sie. Ich verstehe einfach nicht, wie Rap-Videos am frühen Morgen im Fernsehen laufen können, wo es um Drogen, Gewalt und Sexismus geht, und keiner tut etwas dagegen. Und dann wird unser Video zensiert, obwohl es die Wahrheit zeigt? Es ist einfach traurig, aber was soll man sich groß darüber aufregen? Es gibt Leute, die das Video verstehen und das ist wichtig.

[F]Musste euer Video so hart und deutlich sein wie es ist, oder kann man eine Botschaft auch anders vermitteln?
[A]Ich wiederhole mich da gerne. In „ready to fall“ wird die Wirklichkeit dargestellt. Wir wollten nicht shocken und wir wollten auch nicht in diesem Sinne provozieren. Das Video ist ein Abbild wie wir sehen, was in der Welt passiert, und so ist es auch geworden.

[F]In den USA gibt es ja immer wieder editierte Versionen von CDs, damit große, quasi familienfreundliche Supermärkte sie verkaufen können. Kommt so etwas für euch in Frage?
[A]Weißt du, Tim singt nur einmal auf der CD „fuck“, insofern macht es für mich nicht wirklich einen Unterschied, ob es eine editierte Version gibt. Man muss es einfach so sehen, wir sind nicht mehr bei Fat Wreck. Wir verkaufen nicht mehr nur 25.000 Platten. Und da muss man manchmal auch unbequeme Entscheidungen treffen. Und wenn dann die CD im WalMart steht, ist das einfach ein sehr wichtiger Absatzpunkt für das Label.

[F]Das klingt für mich ein wenig befremdlich, dass du das so sagst und so auch ganz klar ausdrückst, dass ihr durchaus Kompromisse eingeht.
[A]Das müssen wir einfach. „You have to pick & choose.“ Man kann einfach nicht alles so wie früher regeln, als wir noch bei Fat waren. Wir haben uns bewusst entschieden und achten sehr genau darauf, wann wir unsere Vorstellungen durchboxen und wann wir auch mal verzichten können.

[F]Es ist jetzt schon euer zweites Album beim Major. Was hat sich für euch noch verändert, auch in bezug auf die Produktion?
[A]Wir haben einfach mehr Zeit und genießen das auch. Und wir nutzen diese Zeit. Es ist schon cool, wenn du viel probieren und einfach mal neue Dinge machen kannst. Das bringt dich als Band und als Songschreiber weiter, man kann sich prima entwickeln.

[F]Ist hinter „The sufferer and the witness“ ein Gesamtkonzept, an das sich auch das Video zu „ready to fall“ angeschlossen hat?
[A]Könnte man meinen, oder? Ist aber nicht so. Wir schreiben unsere Songs oft getrennt voneinander und auch nicht in einer kurzen Periode. Daher ist es kein wirkliches Gesamtkonzept.

[F]Was würdest du sagen, ist die Grundidee, die wichtigste Sache, für die RISE AGAINST stehen?
[A]Dass man alles erreichen kann. Tim schreibt sehr positive Texte, die immer wieder dazu bewegen sollen, selbst etwas zu tun. Sein Ding zu machen, niemals aufzugeben. Ich denke, dass ist auch unser größtes Anliegen. Niemals aufgeben.

[F]Ist so auch euer Logo mit der Faust und dem Herz entstanden?
[A]Ja, für mich bedeutet die Faust, dass man aufsteht, seinen Unmut zeigt und Dinge in die eigene Hand nimmt und nicht einfach nur passiv konsumiert. Dazu das Herz, d.h. du machst etwas, weil es dir wichtig ist. Und wenn dir etwas wichtig erscheint und du mit ganzem Herzen dabei bist, dann wirst du auch nicht aufgeben, sondern immer weiter dafür einstehen.

[F]Gibt es da zwischen euch und den oft jungen Zuschauern manchmal auch ein paar Verständnisbarrieren, dass die Kids einfach zu naiv sind und nichts mit euren Ratschlägen und Ideologien anzufangen wissen?
[A]Das kann sein, aber das ist mir egal. Ich will niemandem aufzwingen, wie er leben soll. Ich will auch nicht, dass mir jemand etwas vorschreibt. Daher lassen wir jedem seine Meinung. Wer unsere hören und sich damit beschäftigen will: bitte! Wir sprechen gerne nach der Show mit Leuten, nur würden wir nie etwas fordern oder jemanden zwingen.

Das Video zu "ready to fall": http://www.riseagainst.com/player/default.aspx/mid/2399