RICHIE HUNTER – Gun gone baby

RICHIE HUNTER frönen ausgiebig dem Rock’n’Roll. Aber hier gibt es keinen angesagten TURBONEGRO-Sound, sondern klassische Rock’n’Roll-Riffs im Stile der späten 50er/frühen 60er Jahre, angereichert mit einer ordentlichen Prise Rock (AC/DC lassen grüßen) und einer Messerspitze Punk. So weit, so gut. Was mich hier jedoch stört, ist der Eindruck, es bei dieser CD mit einer halbherzigen Aneinanderreihung von Rock’n’Roll-Klischees zu tun zu haben. Dies beginnt bereits mit dem Artwork (das achtseitige Booklet enthält übrigens keinen einzigen Songtext, sondern dient lediglich der Selbstdarstellung der Band…) und setzt sich in den Titeln von Songs wie „Sunglases at night“, „New set of wheels“ oder „Rolls rock n royce roll“ gnadenlos fort. Autos, Frauen und Sonnenbrillen, wohin das Auge schaut und das Ohr lauscht. Ich möchte der Band zwar unterstellen, dass sie diese Schiene mit einem kleinen, selbstironischen Augenzwinkern fährt, aber leider bleibt hierdurch die Authentizität des Ganzen ziemlich auf der Strecke. Beim Bikertreffen oder auf dem Stadtfest mag bei so etwas vielleicht ordentlich Stimmung aufkommen, aber ich fürchte, in der so genannten „Szene“ ist mit dieser CD nicht viel zu reißen.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.