In den letzten Jahren hat so manche gute Punkrock-Platte aus Österreich den Weg zu uns gefunden. Von daher freue ich mich immer ganz besonders, wenn wir von dort CDs zur Bemusterung zugeschickt bekommen, denn obwohl zwischen Deutschland und Österreich lediglich ein paar unnütze Berge liegen, bekommt man hierzulande nicht allzu viel von der Musikszene in unserem südlichen Nachbarland mit. Auch REMEDY sind für mich bislang ein unbeschriebenes Blatt, was allerdings aufgrund der Tatsache, dass es sich bei dieser Platte um ihre Debüt-LP handelt, nicht allzu verwunderlich ist. Schauen wir also mal, ob die Jungs den gewohnten österreichischen Qualitätsstandard erfüllen!
Um ehrlich zu sein, schaut es im ersten Augenblick nicht wirklich danach aus, denn „Julianne“ ist, mit Verlaub gesagt, einer der schlechtesten Opener, die mir seit langer Zeit auf einem Punkrock-Album untergekommen sind. Doch während ich noch dabei bin, mich von dem grausamen Refrain und dem ausufernden Ledgitarren-Finale zu regenerieren, kann bereits das darauffolgende „Justify“ das Ruder herumreißen. Zwar beginnt auch dieser Song zunächst etwas unspektakulär, steigert sich dann aber im weiteren Verlauf und transportiert zum Ende hin sogar ein wenig SAMIAM-Feeling durch die Lautsprecher. Spätestens ab dem dritten Stück ist dann klar: REMEDY sind zwar in der Punkrock-Schublade prinzipiell richtig aufgehoben, allerdings erweitern sie ihr Repertoire immer wieder um Einflüsse aus anderen Musikrichtungen, deren Hochphase zumeist in den frühen 90er Jahren liegen. Ein wenig Grunge hier, ein bisschen Indie- und College-Rock dort, und immer wieder weht auch eine gewisse emotionale Note in den Liedern mit. Gerade zum Ende hin hauen REMEDY mit dem geradlinigen „How could shell be anymore“ und dem ergreifenden „Home“ nochmal zwei richtig gute Lieder raus, mit denen sie den etwas suboptimalen Ersteindruck endgültig revidieren können. Es bleibt also dabei: Österreich ist immer wieder für eine positive Überraschung gut.