In diesem Jahr also nur ein „Reeperbahn-Festival light“. Der Mittwoch fiel aus, da unsere Herbsttagung wieder einmal mit dem größten Clubfestival Europas kollidierte, und als ich am Donnerstag nach Hamburg zurückkehrte, fühlte ich mich bereits angeschlagen. Der Corona-Test war zwar negativ, doch es erschien mir klüger, die letzten Energiereserven in die Genesung zu investieren – in der Hoffnung, am Wochenende wieder fit zu sein.
Meine Freundin hatte sich da schon warmgehört: Am Mittwoch ließ sie sich von den zarten Klängen der Isländerin JFDR verzaubern, feierte die an OASIS erinnernden PASTEL – und schwärmte schließlich von PANDA LUX. Ihr Album „Fun fun fun“ hatte selbst mich trotz aller Pop-Affinität überraschend begeistert. Für April 2026 ist schon ein Hamburg-Konzert angekündigt – unbedingt vormerken.
Ein anderer Freund berichtete euphorisch, er habe an den ersten beiden Tagen kein einziges schwaches Konzert gesehen. Und wieder einmal zeigte sich: Wer sich auf das Reeperbahn-Festival vorbereitet, kann zwischen all den unbekannten Namen seine ganz persönlichen Perlen entdecken.
Unser Freitag begann im Häkken mit BOKO YOUT – und direkt einem Highlight. Vier Schweden im Safari-Look, Sänger Paul Adama – eine Mischung aus Kele Okereke, Alassane Plea und Dennis Rodman – begann mit Stirnlampe und Messgerät eine Art Signal zu suchen, bevor es mit „Enemy“ urplötzlich laut losbrach. Adama, queerer, dunkelhäutiger Musiker und Designer, sprach von Erfahrungen, die er auf der Bühne nicht beklagte, sondern auslebte. Ein massiver Bass, der an THE WOMBATS erinnerte, eine Wah-Wah-Gitarre, ohne dass es peinlich wirkte. Eher im Gegenteil: es riss alle so ziemlich mit. Und uns war klar: diese Band mussten wir am Abend noch einmal sehen.

Nach einem kurzen Drink in der Sonne auf dem Spielbudenplatz ging es ins Indra zu DRESSED LIKE BOYS. Frontmann Jelle Denturck verneigte sich gleich zu Beginn vor den BEATLES, die hier vor 65 Jahren ihr Deutschland-Debüt gaben. Sie gelten als eine seiner wichtigsten Inspirationen, ließ er das Publikum wissen. „Ich musste hier den Boden küssen. Außerdem wird dies unser letzter Auftritt sein – was soll danach bitte noch kommen?“ Und tatsächlich fiel die Musik der belgischen Indie-Rock-Queer-Folk-Popper ziemlich melodieverliebt aus, wenngleich doch ein wenig poppiger als von den Jungs aus Liverpool. Beeinflusst angeblich auch von NINA SIMONE und DAVID BOWIE, vielleicht auch ELTON JOHN oder THE BEE GEES.

Danach das typische Festival-Roulette: GUT HEALTH im Molotow? Zu voll. DRAMATIST im Häkken? Schlange zu lang. Deshalb drängte meine Freundin mit ihrer Gothic-Vergangenheit darauf, rechtzeitig in den Bahnhof Pauli zu gehen, um TWIN TRIBES zu sehen. Vorher allerdings mussten wir noch die letzte Viertelstunde von SANDRA HESCH über uns ergehen lassen: Bravo-Schlager-Pop in Reinform. Damit hätte man wohl eher die Eltern meiner Freundin glücklich gemacht, die sonst gerne die Playback-Shows im ZDF von FLORIAN SILBERFISCH verfolgen – oder die Schlagermove-Fraktion, die noch heute ungeniert BLÜMCHEN und AQUA auflegt. Puh.
Dann aber der radikale Bruch: Das Duo TWIN TRIBES aus Texas betrat die Bühne – und mit einem Schlag wirkte das Publikum ausgetauscht. Statt bunter Festivalmischung standen nun fast ausschließlich schwarz gekleidete Gestalten im Raum. Links Bassist und Keyboarder Joel Niño Jr., weiß geschminkt, mit einer gewissen Joker-Anmutung; daneben Sänger und Gitarrist Luis Navarro, der optisch an eine Kreuzung aus Daniel Siebert (KLEZ.E) und Teodor Currentzis erinnerte. Doch musikalisch ging es vor allem in eine Richung: THE CURE! Und wieder zeigte sich ein Trend, der derzeit häufiger auffällt – selten große Formationen, meist personell auf das Nötigste reduziert. Aber seien wir ehrlich: Auch THE CURE oder DEPECHE MODE hätten in den Achtzigern problemlos als Duo funktioniert. Und man merkte sofort, dass das musikalische Rad gar nicht neu erfunden werden muss. Wenn man ein Gespür für gute Melodien hat, dazu die altbekannten Sounds möglichst originalgetreu übernimmt und auch auf der Bühne für eine gute Show sorgt, sollte eigentlich alles passen. Und genauso sah‘s aus: nostalgische Gefühle in die Vergangenheit, euphorischer Applaus. Gefiel sogar mir und Arne, die sonst kaum mit diesem Genre zu tun haben.

Im Festival Village folgte der obligatorische Abstecher zur Flatstock-Poster-Ausstellung und ein kurzer Stopp bei BRODIE MILNER auf der fritz-kola-Bühne. Der Brite aus dem Norden, präsentiert von Jackson Irvine (Fußball: St. Pauli, Moderator: byte.fm), erinnerte mit markanter Stimme an PLACEBO oder VILLAGERS – nur schade, dass Laufpublikum und Biergespräche die Aufmerksamkeit ein wenig dämpften.

Während wir noch über BRODIE MILNER sinnierten, zog plötzlich eine weitere Bühne im Festival Village unsere Aufmerksamkeit auf sich – eine, die uns bislang völlig entgangen war, nun aber erstaunlich viele Menschen anzog. Neugierig drängten wir uns näher heran, bis wir fünf Musiker entdeckten, komplett in Weiß gekleidet. In diesem Moment war klar: Das musste das berüchtigte Geheimkonzert Nummer 67 von KRAFTKLUB sein. Innerhalb weniger Minuten verwandelte sich der Platz in ein Meer von hochgereckten Händen, Fangesängen und Handykameras. Und tatsächlich: Unabhängig davon, ob man Fan der Chemnitzer Band ist oder nicht – an ihren Entertainer-Qualitäten kommt man schwer vorbei. Locker spielten sie ihr Mini-Set herunter, voller Energie, mit sichtbarer Spielfreude und einer ordentlichen Portion Improvisation, da die Monitorboxen und In-Ears nicht funktionierten. Umso erstaunlicher, dass der Auftritt trotzdem fast fehlerfrei klang. Gleichzeitig konnte man sich des Gedankens nicht erwehren, wie groß die Maschinerie hinter solchen Überraschungsauftritten inzwischen geworden ist. Spontanität ja, aber eben bestens orchestriert – Marketing in Festival-Form.

Umso erfrischender danach ANNA HAUSS auf der kleinen Village Acoustics-Bühne: zarte Mischung aus Singer-Songwriter, Indie-Folk und Jazz/Soul. Wer an NORAH JONES, AGNES OBEL oder FEIST dachte, lag richtig. Tolle Stimme, super Gitarrenspiel – und die restlichen Musiker standen ihr in nichts nach. Intim, konzentriert und berührend.

Danach hieß es noch einmal: zurück über die Reeperbahn, vorbei an HSV-Fans, die sich gegenseitig eine Keilerei androhten, und ab ins Molotow. BOKO YOUT, Take Two. Vor Ort trafen wir etliche Freunde, die uns wiederum von anderen Freunden erzählten, die ihnen dies Konzert empfahlen, da das Konzert am Nachmittag im Häkken so eindrucksvoll gewesen sei. Dem schließen wir uns einstimmig an. Das Set im Molotow war zwar nahezu identisch mit dem Nachmittags-Auftritt, doch die Rahmenbedingungen hätten unterschiedlicher kaum sein können: ein vollgepackter Club, aufgeheizte Stimmung, die Energie direkt spürbar. Dazu tanzbarer Postpunk, irgendwo zwischen 90s Alternative und „Afrogrunge“, und eine Band, die sich mitreißen ließ. Paul Adama wirkte noch befreiter als am Nachmittag, während der Bassist und der Gitarrist am Ende die Bühne verließen, auf Balustraden kletterten und dort genauso leidenschaftlich weiterspielten. Es war eine dieser Shows, die im Molotow einfach automatisch zünden – weil Raum, Publikum und Musik sich gegenseitig hochschaukeln. Auch Adamas queere Ansagen fanden hier viel empathische Resonanz. Schade nur, dass der strenge Zeitplan des Reeperbahn-Festivals keine Zugaben erlaubt. Ein Konzert, von dem die Zuschauer anderen bestimmt noch lange erzählen werden. „Wart Ihr damals auch bei dem legendären Konzert von BOKO YOUT im Molotow??“

Zum Abschluss des Freitagabends zog es uns noch ins große Docks, wo FRANKIE STEW & HARVEY GUNN ihr Set spielten. Auf der Leinwand liefen parallel Landschaftsaufnahmen – ruhige Bilder von Küsten, Bergen, Natur –, die dem Auftritt eine fast meditative Note verliehen. Dazu lieferten die beiden eine angenehm zurückgelehnte Version von UK-HipHop, weit entfernt von den gängigen Klischees des Genres. Dicke Autos, Goldketten und übersteigertes Mackertum überließen sie anderen. Hier ging es vielmehr um Inhalte: um Alltagsbeobachtungen, um soziale Fragen, sogar um den Klimawandel und mögliche Lösungen. Das Publikum im Docks hatte darauf Lust, der Saal war gut gefüllt, aber nicht überfüllt – genau richtig, um jedem genug Raum zu lassen. So konnte man sich entspannt zurücklehnen, im Takt mitwippen und die Atmosphäre in sich aufnehmen, ohne ständig angerempelt zu werden. Ein sanfter, fast kontemplativer Ausklang für den Freitagabend.

Noch eine letzte Band auf dem Rückweg? LÉZARD aus Belgien spielten im 25 Club (dem ehemaligen Clochard) – praktisch direkt auf unserem Weg zur U3. Laut Festival-Website orientiert sich das Quintett aus Genf am New Wave von DEVO und am Dance-Punk von LCD SOUNDSYSTEM und XTC. Das passt, trifft aber nicht den offensichtlichsten Vergleich: THE B-52S. Wer bei LÉZARD nicht automatisch an „Love shack“ denken musste, hat die Achtziger wohl nicht bewusst erlebt.
Die fünf Musiker legten vom ersten Ton an eine enorm präzise Rhythmik hin, die sofort Drive entwickelte. Dazu ein Sound, der gleichzeitig schräg, tanzbar und voller Spielfreude war. Das Tanzbein zuckte hier unweigerlich, die Stimmung im Club wurde schnell ausgelassen, fast überschwänglich. Ein Auftritt, der sich wie ein bunter Schlusspunkt anfühlte – ein perfekter Abschluss für den ersten Festivaltag. Morgen geht’s weiter.

Tag 2
Das Schöne am „Reeperbahn-Festival light“ ist, dass man sich trotz aller offensichtlichen Defizite – zu wenig Schlaf, zu viele gelaufene Kilometer, ein, zwei Bierchen zu viel – doch noch einmal zusammenreißt. Denn der zweite Tag ist zugleich auch schon der letzte, und den will man schließlich nicht verschenken.
Unser Plan war, den Nachmittag im Festival Village mit LOUIS OTTLEY zu beginnen. Doch daraus wurde nichts: Der eigentlich auf eine Viertelstunde angesetzte Gig am Mopo-Bus war kurzerhand um eben jene Viertelstunde vorverlegt worden. Wem diese seltsame Terminverschiebung am Ende etwas gebracht hat, bleibt unklar – uns jedenfalls nicht. So entgingen uns die Post-Punker aus Birmingham und Berlin leider komplett.
Also weiter vom Mopo-Bus hinüber zum hvv-Bus. Dort lohnen sich die Gigs schon deshalb mehr, weil sie eine halbe Stunde dauern – genug Zeit, um richtig einzutauchen, statt nur kurz reinzuschnuppern. Bei MARLENE KÄTHE wäre alles andere ohnehin verschenkt gewesen. Ihre Musik wirkte an diesem Nachmittag introvertiert, gefühlvoll, beinahe entrückt – Songs, die sich langsam entfalten und Raum zum Atmen brauchen.
Erfreulich war, dass sich die große Zahl an Zuschauern darauf einließ. Still, aufmerksam und spürbar berührt lauschten sie dem, was die Berlinerin selbst als Dark Folk bezeichnet. Ein bisschen MAZZY STAR, ein Hauch NICK CAVE – und das schon am Samstagnachmittag, wo man eigentlich eher mit Ablenkung rechnet. Überraschend, wie gut das funktionierte.

Stilistisch passend führte uns der Weg danach in die St. Pauli Kirche zu PEM. Schon auf Tonträger hatte ihre Musik für Gänsehaut gesorgt, doch in dem weiten Kirchenschiff entfaltete sie eine noch größere, fast überwältigende Wirkung. Begleitet von einer Cellistin stand die junge Britin auf der Bühne, und ihre Stimme schien den Raum mit einer Mischung aus Zerbrechlichkeit und Kraft auszufüllen: mal tief, heiser und brüchig, dann wieder engelzart und in schwindelerregende Höhen aufsteigend.
Emily Perry – so ihr eigentlicher Name – erzählte mit einem Lächeln, dass man sie schon als Zehnjährige gefragt habe, ob sie rauche. Diese ungewöhnliche Stimme aber fand im Dialog mit ihrer hohen, engelzarten Stimme und den feinen Celloklängen eine perfekte Balance. Besonders bewegend waren die Momente, in denen sie den Verlust ihres Vaters thematisierte: „Er ist vor drei Jahren verstorben. Das ist sehr traurig, aber nun habe ich einen Song für ihn, der für immer bleibt.“ Ein Auftritt wie eine Reise in eine Märchenlandschaft – faszinierend schön, melancholisch und berührend zugleich. Für mich die persönliche Entdeckung dieses Jahres.

Das Molotow galt in den vergangenen Jahren als eine Art uneinnehmbare Festung des Reeperbahn-Festivals – und das aus gutem Grund. Musikalisch stets geschmackssicher bespielt, dazu mit gleich vier Locations unter einem Dach: dem Karatekeller, dem Club, der Sky Bar und vor allem dem legendären Backyard. Inzwischen ist das Molotow (mal wieder) umgezogen, diesmal ins ehemalige Moondoo – und dort offenbar endlich sesshaft geworden. Für das Festival hatte dieser Ortswechsel spürbare Folgen: Der Hauptclub ist nun deutlich größer als alle bisherigen Floors, während die neue Top 10 Bar im Keller klein, eng und gemütlich daherkommt. Der Backyard fehlt zwar, dafür aber kommt man insgesamt leichter hinein – auch wenn es vor Ort immer noch zu Rückschlägen kommen konnte (wir scheiterten etwa bei CARSICK).
Spontan verschlug es uns also in die Top 10 Bar, wo NAYA MÖ aus Frankreich spielten. Auf dem Papier klang das zunächst nach sanftem, vielleicht etwas belanglosem Bedroom-Pop. Doch live entfaltete sich eine ganz andere Energie: weniger verträumt als KATIE MELUA oder MARIA SOLHEIM, dafür mit SONIC-YOUTH-artigen Gitarrenfeedbacks und einem Drummer, der kompromisslos reinhaute. Diese Mischung verlieh dem Set eine unerwartete Dynamik – und fügte sich damit erstaunlich gut in die dichte Atmosphäre des Molotow-Kellers.

Eine Etage höher ging es mit THE BUOYS weiter, vier Musikerinnen aus Sydney, die uns zunächst über den seltsamen Bandnamen aufklärten: „The Boys!“ Ahaaaaa, alles easy! Ihr Sound erwies sich dann als ähnlich unkompliziert wie ihre Ansage: Garage-Pop, simpel gestrickt, dabei aber so eingängig und zuckersüß, dass man schon fast von cheesy sprechen könnte. Doch selbst wenn die Melodien manchmal hart an der Grenze zur Zuckerschock-Gefahr balancierten – die gute Laune, die das Quartett verströmte, war schlicht ansteckend. Und singen konnten sie alle vier!

Erst danach fiel uns auf, dass wir den ganzen Tag noch nichts Richtiges gegessen hatten. Also ein kurzer Abstecher zum Schwenkgrill auf dem Spielbudenplatz. Dort kamen wir eher zufällig in den Genuss einer der großen Namen des diesjährigen Line-ups: THE BOSSHOSS. Oha! Von weitem schon die gewaltige Inszenierung: Flammensäulen, dicke Riffs, eine Choreografie, die auf Effekt und Entertainment getrimmt war. „Hamburg, wo seid ihr?“ schallte es ins Publikum – eine professionelle Animation, wie man sie aus den ganz großen Stadien kennt. Nur hatte man an diesem Abend den Eindruck: Hamburg wollte nicht so recht. Entweder standen wir schlicht zu weit weg, oder die Stadt hatte tatsächlich nicht allzu viel Lust auf diese Cowboy-Comedy-Show.
Zurück im Molotow wechselten wir den Schauplatz und erwischten noch den Anfang des Sets von LAURA-MARY CARTER, die den meisten als eine Hälfte des Duos BLOOD RED SHOES bekannt sein dürfte. Seit Anfang der 2000er ist sie mit ihrem Partner Steven Ansell auf nahezu allen wichtigen Indie- und Alternative-Festivals präsent gewesen. Solo jedoch schlug sie nun spürbar andere Töne an. Statt wuchtigem Rock dominierte eine fragile, atmosphärische Mischung, irgendwo zwischen Americana, Folkpop und Soundtrack-Ästhetik, die auch aus einem David-Lynch-Film stammen könnte. Und wie die Dame es schafft, seit zwanzig Jahren auf den Bühnen dieser Welt unterwegs zu sein, ohne auch nur einen Hauch gealtert zu wirken, darf sie mir beizeiten auch mal verraten.

Zum Abschluss des Abends zog es uns noch einmal ins Docks. Dort standen EVERYTHING EVERYTHING auf dem Programm – eine Band, die seit Jahren für ihren eigenwilligen Spagat zwischen Indierock, Pop-Avantgarde und tanzbaren Electro-Sounds gefeiert wird.
Von der ersten Minute an klang das Set so perfekt abgestimmt, dass man fast versucht war zu zweifeln: Ist das wirklich live? Doch je länger man hinhörte, desto klarer wurde – ja, die können das. Jonathan Higgs traf mit seiner hohen Kopfstimme selbst die höchsten Töne mühelos, die Synthies und Beats griffen passgenau ineinander, während Gitarren und Bass immer wieder kleine, fast unmerkliche Brüche setzten. Dieses permanente Changieren zwischen Disco-Ekstase und ausgefeiltem Indierock machte den Reiz des Konzerts aus – und das Publikum ließ sich bereitwillig mitziehen. Mal wurde getanzt, mal euphorisch mitgesungen, und spätestens beim Smasher „Distant pass“ erreichte die Stimmung ihren Siedepunkt. Ein rauschender Abschluss für einen langen Festivalsamstag – und einer dieser Auftritte, die einem noch tagelang im Ohr und im Kopf bleiben.

Abschließend lässt sich sagen: Zwei Tage Reeperbahn-Festival bieten mehr als genug Abwechslung, und die Musikwelt besteht längst nicht nur aus Pop und Deutschrap, wie es manchmal den Anschein haben mag. Zwei Tage, die zeigen, dass die Reeperbahn auch in „light“-Version noch jede Menge musikalische Schätze bereithält. Das Reeperbahn-Festival 2025 präsentierte ein stilistisch äußerst buntes Programm, in dem jede und jeder seine ganz persönlichen Highlights entdecken konnte – von zarten Indie-Folk-Momenten über tanzbaren Postpunk bis hin zu experimentellem Garage- und Dance-Pop.
Für mich persönlich steht bereits jetzt fest: Vorsorglich werde ich meinen Urlaub für Herbst 2026 einreichen, um dann wieder das volle Festivalprogramm genießen zu können.