Das Ruhrgebiet hat in den letzten Jahren viele Bands hervorgebracht, die klassischen, politischen Deutschpunk spielen, doch irgendwie ist es keiner von ihnen gelungen, sich überregional zu etablieren. Vielleicht schaffen es ja RASENDER STILLSTAND, diese Lücke zu füllen, denn ihr mittlerweile vierter Longplayer kann durchaus überzeugen. Wusste bereits der Vorgänger zu gefallen, so haben die Dortmunder, die sich nach wie vor durch den Wechsel aus weiblichen und männlichen Gesang auszeichnen, noch eine gute Schippe draufgelegt. Besonders auf der A-Seite schaffen es RASENDER STILLSTAND dabei immer wieder, verschiedene Stimmungen in den Liedern zu transportieren. So ist der Opener „Alarm!“ unverkennbar in der Anarcho-Punk-Ecke zu verorten, „Hundskopf“ erinnert mit seiner leicht düsteren Note an frühe RAZZIA, und „40° Grad“ wirkt mit seinem Ska-Beat wiederum erfrischend unbeschwert. Hinzu kommt, dass das Quartett auf dieser LP noch stärker als bisher englischsprachige Titel mit einbindet. Waren auf dem Vorgänger lediglich zwei Stücke mit englischen Texten versehen, so sind es derer mittlerweile sechs, die sich allesamt auf der B-Seite der Platte befinden. Diese strikte Seitentrennung empfinde ich als eine gute Entscheidung, denn hierdurch klingen die jeweiligen Seiten wie aus einem Guss. Welche Seite mir insgesamt besser gefällt, vermag ich dabei gar nicht zu beurteilen, denn beide haben durchaus ihren Reiz. Wobei – kann man bei einem über 50%igen Anteil an englischen Songs überhaupt noch von einer Deutschpunk-Band sprechen? Belassen wir es doch einfach bei der Bezeichnung „100% Rasender Stillstand“…