„Klingen wie“ – Beschreibungen sind großartig. Nicht als Bandvergleich, sondern nach dem Schema: Musik ist wie Erlebnis XY oder Sache…
Jens hatte neulich zum Beispiel: „Die Gitarren klingen wie Insekten.“ Irgendwie bizarr, aber doch so vorstellbar. So, jetzt stehe ich wohl unter Erwartungsdruck, was?
Vielleicht: PONEY EXPRESS sind wie der Köpper vom Fünfer beim ersten Freibadbesuch des Jahres, als man noch zehn war. Und das ist durchaus als Kompliment gemeint. Denn gänzlich unbeschwert kommt sie daher, die Musik des französischen Duos, ja irgendwie fast vitalisierend.
PONEY EXPRESS, das sind Anna Berthe und Robin Feix. Erstere sang vorher bei TÉTARD, letzterer ist einigen vielleicht als Bassist der Band LOUISE ATTAQUE bekannt. Und beide teilen eine große Leidenschaft für BELLE & SEBASTIAN.
Diese geht sogar soweit, dass sie anfänglich planten, das vorliegende Album in deren Heimatstadt Glasgow aufzunehmen. Letztlich entschied man sich aber doch anders, und die Wahl fiel auf Charlie Francis, der u.a. schon mit HIGH LLAMAS und R.E.M. zusammengearbeitet hat. Statt Glasgow also Cardiff. Anscheinend hat es gefallen, den die Platte heißt nun nach der Straße, in der sich das „Music Box Studio“ befindet „Daisy Street“.
Und auch die Qualität der Platte stützt diese These. Zunächst sei hier die fabelhafte Stimme von Frau Berthe genannt, die mal hauchend, oft sprechsingend und stets sehr charmant über allem ruht und manchmal schlicht bezaubernd ist, wie zum Beispiel in „Des kilométres au fusain“.
Diese verbindet sich hervorragend mit der meistens sehr akustisch gehaltenen und mit zahlreichen Details gespickten Instrumentierung. Schön zum Beispiel die von HIGH LLAMAS-Mitglied Sean O’Hagan arrangierten Streicher, zum Beispiel in „Les petit des matins“, das Banjo in „Paris de loin“ oder die lustigen, aber doch so passenden Hintergrund-Sounds in „Des kilométres au fusain“.
Liebevoll arrangiert sind adrette Songs zwischen Chanson, Folk und Countrypop auf fast durchgängig hohem Niveau dabei herausgekommen. Das einzige, was man dieser Platte zum Schluss vielleicht doch vorwerfen kann, ist eine gewisse Gleichförmigkeit, die sich mit zunehmender Hörlänge einstellt und wahrscheinlich zum einen an dem doch stets recht ähnlichen Tonumfang des Gesangs und den eher detailliert wirkenden Änderungen in der Instrumentierung liegt und zum anderen in der ziemlich einheitlichen Dynamik der Songs. Trotzdem: Eine schöne Platte.