Das Wolff und Wolfe Konzert – drei Tage nach dem Auftakt des Sommerfestivals 2018 auf Kampnagel steht das Konzert von PETER WOLFF (Hamburg) und CHELSEA WOLFE (Sacramento) auf dem sommerlich warmen Abendprogramm.
In der ausverkauften Halle KMH des Kampnagels macht sich erster Bühnennebel breit, Scheinwerfer einfarbig ruhig zu dahinfließenden Visuals. Der Support PETER WOLFF lässt seine ersten Sounds von der Bühne sich aus den Lautsprechen schieben, düster und ruhig ohne Beats ohne Gefrickel. Tiefe und Länge erreichen das Publikum, das sich mit gründlichem Applaus anerkennend zeigt und auch am Merch-Stand, wo bis jetzt noch seine einzige Langspielplatte „Repeat“ ausliegt, ein Lob ausspricht. Das nächste Album, so verrät mir PETER WOLFF, befinde sich gerade in der Mischphase und solle Anfang nächsten Jahres wieder über das Label My Proud Mountain erscheinen.
Im Laufe der gut 45 Minuten macht sich in Sachen Sound- und Kompositions-Qualität keine Lücke bemerkbar. Es ist eine runde Dreiviertelstunde, die die schwarze Halle klangvoll auskleidet. Es kommen Trommeln hinzu, alles per Midi, und die monotone Sphäre wird
noch breiter und tiefer. Klavier, Gitarre, Field Recordings und Streicher formen, weben und stecken anteilig ihre Eigenschaften ins Gehör und tiefer ins Bewusstsein der Rezipienten. Rhythmisch zu den Schnitten der schwarz-weißen Formen, Kurven und Kanten in den
Visuals entpuppt sich der Auftritt als ein sehr gelungener Act, der sich nicht nur als Vorband zu etwas Anderem zeigen lassen kann. Eine Filmmusik in Schwarz-Weiß zu einem Zustand der lang und tief in einem währt, wenn du hinschaust und zuhörst.
Der gemeinsame Nenner zwischen Support und dem Main-Act CHELSEA WOLFE, die auch RUSSIAN CIRCLES ihre Stimme in Ausschnitten leiht, ergibt sich aus Folgendem: Drone, düster, kraftvoll, deep.
Für mich ist es das erste Mal, CHELSEA WOLFE samt Band live zu sehen. Desweiteren kenne ich nur wenige Stücke aus ihrer vielseitigen Musikkarriere. Der Auftritt gestaltet sich aus rockig gekonnten Elementen, die mit Druck und Färbungen aus Klavier und tiefem E-Bass
genügend Platz für Soundschnipsel in ruhigeren Parts lassen. Das Lichtspektakel wurde auf viele Details in der Musik abgestimmt. Die langen schwarzen Haare der Frontfrau, passend zur Verzierung des Mikrofonständers, verstecken den unverkennbaren Klang der Stimme, der mich Anleihen verschiedener Musikgenres erahnen lässt. Ein Blick in das Internet verrät auch die verschiedenen Quellen, aus denen Wolfe ihre Inspirationen schöpft. Ihr Können, der daraus resultierende Erfolg könnte auch darin begründet sein, dass ihr Konzept, das auch im Gesamtbild aus Ästhetik in Klang und Auftreten auf der Bühne nebst der Merch-Produkte, auch in der breiteren Masse Anklang findet. Das
Publikum an diesem Abend gibt sich erst nach der zweiten Zugabe zufrieden.
Die mit Hitze und Atmosphäre gefüllte Halle kommt heute erst spät zur Ruhe. Viele Gesichter verschwinden erfüllt in der Laue der Sommernacht, vielleicht ja auch aufgrund des weiter oben erwähnten gemeinsamen Nenners aus Vor- und Haupt-Act Wolff und
Wolfe.