Es brauchte nur 15 Sekunden, um zu erkennen, dass „Santa Cruz“ nahtlos an das letzte Album von PEDRO THE LION anknüpft. Die gleiche Schwermut, die Songs getragen langsam, man möchte fast automatisch in Depressionen verfallen oder sich zumindest einen Becher heiße Schokolade gönnen und in eine Decke gehüllt aufs Sofa zurückziehen. Doch diese Melancholie ist nicht bedrückend, sondern ausgesprochen angenehm zu ertragen, wozu David Bazans warme Stimme wieder einen entscheidenden Beitrag leistet. Bis plötzlich im Hintergrund ein leises Feedback auftaucht, das immer lauter und bedrohlicher wird. So zeigt David Bazan, der Kopf hinter PEDRO THE LION, dass er auch fast 30 Jahre nach der Bandgründung noch immer was zu sagen hat.
Bei „Santa Cruz“ handelt es sich um das dritte Album seiner geplanten fünfteiligen musikalischen Reise, die sein Leben chronologisch nacherzählt. Dort befand er sich inmitten seiner Pubertät, im Alter von 13 bis 21 Jahren. Dies Album schließt an „Havasu“ an, wo er im Alter von zwölf Jahren eine kleine Zwischenstation einlegte. Man merkt dem neuen Album an, dass Bazan in Santa Cruz deutlich gereift ist, die Pubertät aber eben auch eine Zeit der Widersprüchlichkeiten ist. Auf die kindliche Unsicherheit und die Fremde einer neuen Stadt („It’a all work out“) folgt eine jugendliche Experimentierfreude und Selbstreflexion. „In teacher’s pet“ klingt die Gitarre nur mäßig gut gestimmt, während er mit „Little help“ bereits einen richtigen Indiehit schreibt. Es folgen Rocksongs, Balladen und mit „If I don’t cry now“ sogar ein richtig guter Elektrosong. Eine ähnliche Berg- und Talfahrt wird Bazan sicherlich auch in dieser knappen Dekade erlebt haben, in dem er neben ersten Liebschaften auch das Musizieren für sich entdeckt. In der zweiten Hälfte des Albums werden sie Songs zwar qualitativ etwas schwächer, aber das ändert nichts daran, dass ich mich bereits jetzt auf den vierten Teil dieses Projekts freue. Und ganz besonders auch auf die bevorstehende Europa-Tour im September. Nutzt die Chance, denn mit „Havasu“ führte es PEDRO THE LION nicht über den großen Teich!