Im Vorwege war bereits klar, dass das neue PASCOW-Album ein wegweisendes sein wird. Denn nachdem ein rasanter Popularitätsschub die sympathischen Jungs aus Gimbweiler innerhalb weniger Jahre in die Riege der gefragtesten deutschen Punk-Bands katapultiert hat und die Konzertlocations zunehmend größer wurden, drängte sich zwangsweise die Frage auf, ob bzw. unter welchen Rahmenbedingungen diese Band überhaupt noch funktionieren kann. Und nicht zuletzt PASCOW selbst hatten im vorletzten Jahr durch zweideutige Aussagen auf ihrer „Lost Heimweh“-DVD für allerlei Gerüchte gesorgt, die sogar eine Auflösung der Band befürchten ließen.
Doch diese blieb zum Glück aus, stattdessen liegt nun mit „Jade“ Album Nummer 6 vor. Und dieses ist – um es bereits vorweg zu nehmen – der Versuch einer Neuerfindung , ohne das Bewährte dabei aus den Augen zu verlieren. So sind mit „Kriegerin“, „Treck der Toten“, „Heute Jäger, morgen Taucher“, „Sturm der durch Erlen zieht“ oder auch dem Titelstück diverse Lieder im typischen PASCOW-Gewand vertreten. Im Grunde kann man auch das vorab als Single ausgekoppelte „Silberblick & Scherenhände“ in diese Kategorie reinrechnen, wäre da nicht dieser ungewöhnliche, aber durchaus gelungene Refrain mit Frauengesang. Experimenteller wird es dagegen in dem Song „Marie“, dem kurzerhand eine Art Balkan-Beat verpasst wurde, oder auch in dem instrumentalen Spaghetti-Western-Interlude „Die Backenzähne des Teufels“. „Schmutzigrot“ und das abschließende „Wunderkind“ sind hingegen die Songs, vor denen sich viele alteingesessene PASCOW-Fans insgeheim wahrscheinlich gefürchtet haben: Zum einen ein temporeduzierter und im ersten Moment etwas kitschig anmutender Emo-Song, bei dem sich Sänger Alex ein Gesangsduett mit BAMBIX-Frontfrau Wick van Houten liefert. Und zum anderen tatsächlich eine gefühlvolle Ballade, bei der der Gesang lediglich von einem Piano und halbakustischer Gitarre begleitet wird. Ich muss gestehen, dass ich mich mit diesen beiden Liedern zunächst etwas schwer getan habe, nach mehrmaligen Hördurchgängen jedoch in Letzterem inzwischen den emotionalen Höhepunkt des Albums sehe. Ob dieser Song dann auch den Weg ins Liveprogramm finden wird, wird die Tour im April zeigen.