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RANTANPLAN – Stay Rudel – Stay Rebel

Wenn es um RANTANPLAN geht, bin ich mittlerweile etwas zwiegespalten. Zum einen war ich anfangs – wie so viele – ein großer Fan der Band und lege auch heute noch mit Begeisterung deren ersten beiden „Kein Schulterklopfen gegen den Trend“ und „Köpfer“ auf. Auf der anderen Seite war alles, was die Hamburger nach diesen beiden Alben (und dem Ausstieg von Markus Wiebusch) abgeliefert haben, eine qualitative Achterbahnfahrt. Auf jeder der darauf folgenden Longplayer hatten sie ein paar ganz gute Lieder, einige Totalausfälle, und dazwischen ziemlich viel Mittelmaß. In diese Tradition reiht sich auch „Stay Rudel –Stay Rebel“ ein. Der Titeltrack ist des bescheidenen Wortspiels zum Trotz ein richtig gutes Ska-Punk-Stück, welches auch problemlos auf die „Samba“-LP oder das bereits erwähnte „Köpfer“-Album gepasst hätte. Ähnliches gilt für „Kain Richtung Heimat“ und „Nachtzug nach Paris“, welche ebenfalls gut ins Ohr gehen und unter gewissen Umständen gewiss den einen oder anderen Endorphinschub freisetzen können. Schwieriger wird’s hingegen, wenn RANTANPLAN versuchen, etwas Neues auszuprobieren und sich dabei zum Teil auch auf unsicherem Terrain bewegen. So können sie mich beispielsweise mit ihrem SEEED-ähnlichen Dancehall-Stück „Rudegirl from outta space“ ebenso wenig überzeugen, wie mit dem gerappten „An / Aus“, welches bei kritischer Betrachtung wie ein unausgereifter Abklatsch der punkbasierten ANTILOPEN GANG-Lieder erscheint. Textbezogene Fremdscham stellt sich hingegen in dem ansonsten eigentlich ganz schmissigen Song „Partytrick“ ein, in dem es tatsächlich darum geht, sich selber einzunässen, um beispielsweise den begehrten Platz am Tresen nicht aufgeben zu müssen. Soll wohl witzig sein, ist mit dem Anspruch, mit dem die Band einst gegründet wurde, allerdings nur schwer in Einklang zu bringen. Derartige Ergüsse (…) sollte man vielleicht doch lieber den LOKALMATADOREN überlassen. Insofern lässt mich „Stay Rudel – Stay Rebel“ ein wenig ratlos zurück, denn so sehr ich mich auch bemühe, mit diesem Album warm zu werden – es will mir einfach nicht gelingen.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.