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ORBITAL – Wonky

Mit ihrem mittlerweile neunten Album (die zwei Soundtracks mit eingerechnet) begehen die aus London gebürtigen Brüder Hartnoll eine überraschende Reise durch die elektronische Musik und Musikgeschichte. Dabei steht jeder der neun Tracks auf „Wonky“ für sich und unterscheidet sich sehr von den übrigen Titeln.
Auch wenn sich ORBITAL nach fünfjähriger Pause, die sie 2009 nach viel umjubelten Auftritten (unter anderem auf dem Glastonbury-Festival) beendeten, mit moderner elektronischer Musik wie Dubstep auseinander gesetzt haben, ist ihre musikalische Sozialisation im Techno und Rave der späten 80er und frühen 90er stets spürbar. Meiner Meinung nach ist es auch die Stärke einiger Tracks, Zeitgemäßes mit scheinbar Überholtem zu kombinieren („Straight sun“, „Stringy acid“): erhabene, hymnenhafte und wie Geigen streichende Synthesizer, wie für Rave typisch, treffen auf pulsierende, blubbernde, knarzende, aber stets verspielte und leichtfüßige Beats (teilweise auch 2Step). So wirken die Tracks meist warm, harmonisch und sehr melodisch, wenn sich beispielsweise eine geradezu kindliche bzw. theatralische Hookline in die erste Reihe drängt wie in „One big moment“ oder „Never“ (was sogar ein wenig an die Ambient-Oper „The harlequin, the robot and the ballet dancer“ von SVEN VÄTH erinnert). Nicht zuletzt führen auch die Vocals zu mehr Eindringlichkeit und Eingängigkeit. So klingt „New France“ mit der Sängerin von ZOLA JESUS im ersten Drittel wie ein Stück, dass auch in der Indie-Disko laufen könnte (und sich damit in die Reihe der alten Hits „Satan“ und „Chime“ einreiht), doch wird es mit zunehmender Dauer immer poppiger und durch die vielen Wiederholungen der einen gesungenen Textzeile auch etwas langweilig. Etwas überladen und dick aufgetragen empfinde ich die aggressive Dubstep.Nummer „Beelzedub“, eine moderne Version von „Satan“, die am Anfang ein wenig an ALEC EMPIRE erinnert. Völlig aus dem Rahmen des Albums fällt das titelgebende und stressige „Wonky“ – LADY LESHURR rappt in zum Teil rasender Geschwindigkeit über die harten und wirren Beats und Samples.
Die besten Momente haben ORBITAL meiner Einschätzung nach dann, wenn sie weder zu ruhig noch zu aggressiv sind, sich im mittleren Tempo bewegen, sich vorwiegend auf ihre Melodien und atmosphärischen Synthies konzentrieren. Dann ist es egal, ob man sich entspannt auf der Couch fläzt oder sportlich auf der Tanzfläche betätigt. Oder mit anderen Worten: Es ist Tanzmusik und auch keine.