Wer um die Jahrtausendwende herum mit deutschsprachigem Oi!-Punk in Berührung kam, wird bei dieser Platte möglicherweise ein Flashback erleben. Denn OI!STURM ASOZIAL erinnern unwillkürlich an Bands wie BERLINER WEISSE, GOYKO SCHMIDT, OXO 86 oder BIERPATRIOTEN. Das betrifft sowohl die Musik als auch die Texte, die sich vornehmlich um Skinhead-Kult, Ablehnung des Spießbürgertums sowie Alkoholkonsum in all seinen Facetten drehen. Erfreulicherweise distanzieren sich OI!STURM ASOZIAL auch klar vom rechten Spektrum innerhalb ihrer Subkultur und wettern gar gegen BÖHSE ONKELZ-affine Deutschrock-Bands, ätzen im nächstem Atemzug aber auch gegen jene Punks, die Skinheads pauschal über einen (rechten) Kamm scheren und Anarchie-Parolen als Deckmantel für stumpfe Randale missbrauchen. Klar könnte man an dieser Stelle vortrefflich darüber streiten, inwiefern ein Vergleich zwischen menschenverachtender rechter Gesinnung auf der einen Seite mit dem sinnentleerten Abtreten von Autospiegeln auf der anderen Seite überhaupt angebracht ist – gerade vor dem Hintergrund, dass sich ein nicht unerheblicher Teil der Personen, die sich hierzulande seit der Wiedervereinigung für mindestens 187 rechtsextrem motivierte Morde verantwortlich zeigen, in eben jener Skinhead-Szene getummelt und radikalisiert hat. Aber für derartige Diskurse ist diese Platte sowieso nicht ausgerichtet. Vielmehr bildet sie ein heimeliges kleines Oi!-Biotop, das zwar durchaus Spaß macht, wenn man mit Anlauf hineinspringt, das mit nüchternem Blick am nächsten Morgen aber unter Umständen auch die Frage aufwirft, ob die Realität da draußen nicht unter Umständen doch etwas komplexer ist, als es „Trinkerhymnen & Bordsteinromantik“ suggeriert.