Ich möchte nun eher ungern das Bandinfo zitieren, das hervorhebt, dass die Songs von OHBIJOU daheim im Schlafzimmer in Toronto komponiert wurden. Und dass Sängerin Casey Mecija ihre Schwester Jenny und zwei Freundinnen zu Rate zog, um ihre wahrlich traumhaft schönen Songs zur Veröffentlichung zu bringen. Das klingt mir alles doch ein wenig zu poetisch verklärt, würde mir die musikalische Umschreibung aber sicherlich leichter machen.
Wobei das Schöne an OHBIJOUs Songs nicht nur an Caseys zarter Stimme festzumachen ist und auch nicht ausschließlich an der Eingängigkeit der Songs. Denn die sind bei aller Nähe keineswegs simpel gestrickt, sondern fein arrangiert und aufwendig instrumentiert. Auch wenn hier mit Piano, Banjo, Cello, Geige und Mandoline Instrumente aufgetischt werden, die gerade in Kanadas umtriebiger Musikszene gerne in den Antifolk abrutschen, hat man bei OHBIJOU den Eindruck, das jedes Instrument auch wirklich nur dort eingesetzt wird, wo es nottut. Das Ergebnis sind zwölf Indiepop-Nummern, die sich verträumt ihren eigenen Platz zwischen MAZZY STAR, EMILIANA TORRINI und AUDREY suchen und finden. Und wenn auch Caseys grazile Stimme sehr im Vordergrund steht und die leichten Vibratos zeigen, dass ihre Stimme nicht nur süß, sondern auch geübt ist, würden die Songs sogar instrumental funktionieren. Ein Geheimtipp – im Herbst auch auf dem Reeperbahnfestival zu bestaunen.