Für Hamburger Konzertgänger ist die Situation gerade nicht so berauschend. Astrastube: dicht, aktuell noch nichts in Aussicht. Waagenbau: interimsmäßig im Schrödingers. Fundbureau: aktuell geschlossen, ab Frühjahr vorübergehend in den Kasematten. Molotow: Kündigung zum 30. Juni, Zukunft noch offen.
Wie gut, dass zumindest das Hafenklang Ende der Neunziger vorm Abriss gerettet werden konnte und nach einem Umbau vor rund 15 Jahren sogar zwei Locations bietet. Dort durften im Goldenen Salon heute Abend gleich zwei Bands ran: KOSMONOVSKI aus Rheine und NOT SCIENTIST aus Frankreich.
Mein letztes Konzert von KOSMONOVSKI ist noch gar nicht allzu lange her. Ziemlich genau vor einem Jahr spielten sie ebenfalls im Goldenen Salon. Doch in der Zwischenzeit gab es einen Besetzungswechsel am Schlagzeug, der musikalisch gleich für eine neue musikalische Ausrichtung sorgte: weg vom bunten Kunterbunt, hin zu etwas mehr Punkrock. Kein Wunder, tummeln sich hier doch immer mehr Ex-Mitglieder von u.a. THE A.M. THAWN und CULM. Als ungefähre Eckpunkte lassen sich MUFF POTTER oder die DONOTS ausmachen. Gefällt mir gut und passte insofern auch super ins Vorprogramm von NOT SCIENTISTS.
Die vier Franzosen sind nämlich ebenfalls aus dem Punkrock hervorgegangen und stammen zum Beispiel von den Melodycore-Rockern UNCOMMONMENFROMMARS und den etwas weniger bekannten NO GUTS NO GLORY ab. Beides auf jeden Fall Garanten für eine poppunkige Ausrichtung, die sich vor allem in der Vergangenheit nicht leugnen ließ. Ihr neues Album durfte Santi Garcia produzieren, der vor allem in den 2000ern an den Mischpulten der Emo-Szene sehr umtriebig war (u.a. STANDSTILL, DELOREAN, TOKYO SEX DESTRUCTION und THE A.M. THAWN – hier schließt sich also ein Kreis).
Der Tapetenwechsel hat den Franzosen ausgesprochen gutgetan, hört man auf der neuen Platte verstärkt Einflüsse aus den Achtzigern von Bands wie THE CURE und KILLING JOKE heraus. Dies macht die Songs nicht weniger eingängig, entfernt sie aber ein ganzes Stück vom Poppunk der Marke BLINK-182. Das Ganze in Kombination mit ihrem wahnsinnig guten Drummer Matthieu Alibert – das kann sich sehen lassen!
Das fand auch das Publikum im Hafenklang, bat die Band noch für drei Zugaben auf die Bühne, bevor auch der Merchtisch ordentlich frequentiert wurde. So bleibt am Ende die Hoffnung, dass auch die eingangs erwähnten Clubs an neuer Stelle möglichst bald wieder bespielt werden können.