NICO SUAVE – Unvergesslich

Zuletzt war es ziemlich still um NICO SUAVE. Nachdem der Hamburger Rapper im Zuge des deutschen HipHop-Booms rund um die Jahrtausendwende zwischenzeitlich eine feste Größe in der hiesigen Rap-Landschaft war, verschwand der Hamburger in den letzten Jahren im Zuge der kriselnden Musikindustrie sowie aufgrund von privaten Umständen von der Bildfläche. Mit „Unvergesslich“ startet er nun ein überraschendes Comeback und zeigt sich auf diesem Album in vielerlei Hinsicht gereift, ohne dabei seine Wurzeln aus den Augen zu verlieren. Bereits der Text des Openers „Hoch hinaus“ bringt es auf den Punkt: Die Erinnerungen von NICO SUAVE hängen zwar immer noch in den Zeiten, als sich HipHop in Deutschland noch weitestgehend unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit im Untergrund abspielte, doch mittlerweile ist er erwachsen geworden und steht mit beiden Beinen in der Gegenwart. Diese Weiterentwicklung spiegelt sich auch in den Instrumentals wider, die mit HipHop-Beats im traditionellen Sinne nur noch wenig gemeinsam haben. Stattdessen greift NICO SUAVE zunehmend auf Piano-Parts oder orchestrale Elemente zurück, setzt auf soulige Frauenstimmen-Refrains und verleiht Liedern wie „Wie Könige“ oder „Die Art“ das nötige Pop-Appeal, um auch den Ansprüchen einer über den Rap-Kontext hinaus gehenden Zielgruppe standzuhalten. Mit Künstlern wie MATTEO CAPREOLI, DANIEL NITT, SAMY DELUXE, NOSLIW oder dem zuletzt eher durch seine Nähe zu rechtskonservativen Verschwörungstheoretikern als durch seine Musik für Furore sorgenden XAVIER NAIDOO hat er zudem eine Vielzahl hochkarätiger Gäste mit an Bord, die die Grenzen zwischen Subkultur und Feuilleton endgültig verschwinden lassen. Genau hier liegt die Besonderheit dieses Albums: NICO SUAVE verpasst Rap-Musik einen vom typischen HipHop-Kontext losgelösten künstlerischen Anstrich, wie es hierzulande bisher nur ganz wenige Interpreten vermocht haben. Allein schon deswegen gebührt ihm jede Menge Respekt.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.