Hach ja, MOTORPSYCHO, die alten Haudegen. Wer hätte jemals gedacht, dass es sie länger geben wird als Bands wie LED ZEPPELIN und Co? Vielleicht kommen sie ja durchaus noch an RADIOHEAD (35 Jahre), METALLICA (39 Jahre), U2 (44 Jahre) oder die ROLLING STONES (58 Jahre) heran, falls die sich vor ihnen auflösen sollten. Wer MOTORPSYCHO in den vergangenen 31 Jahren mehr oder weniger aufmerksam verfolgt hat, hat durchaus das Gefühl, gemeinsam durch dick und dünn gegangen zu sein. Da gab es die folkige Anfangszeit („Timothy’s monster“), gefolgt vom fast Emo-lastigen „Blissard“, ihrem poppigem Album „Let them eat cake“ und der progrockigen Zeit nach dem Wechsel am Schlagzeug von Hakon Gebhard zu Kenneth Kapstadt. Ihr neues Album „The all is one“ stellt nun den offiziellen Abschluss ihrer dreiteiligen Retrospektive da, die wiederum mit „The tower“ (2017) eingeläutet und mit „The crucible“ fortgesetzt wurde. Und tatsächlich fühlt sich „The all is one“ an, als ob man 90 Minuten lang ein Fotoalbum der letzten drei Dekaden durchblättert. Dabei geht es für MOTORPSYCHO-Verhältnisse durchaus zugänglich, ja fast poppig los, bis sich zur Albummitte eine fünfstückige, zumeist instrumentale Phase öffnet. Hier werden, wie es sich für eine vernünftige Werkschau gehört, auch die progrockartigen Momente ihrer Karriere beleuchtet, die mir persönlich nie so recht gefielen, die aber von Psychedelic und Krautrock abgelöst werden und zugleich wieder belegen, wie unglaublich eingespielt die drei Norweger sind. Von dem Groove, den sie zwischendurch immer wieder entwickeln, träumt so manche Funk-Band ihr Leben lang.
Zum Abschluss finden MOTORPSYCHO wieder zurück in sanftere Gewässer und poppigere Songstrukturen, quasi zu einem versöhnlichen Abschluss. Irgendwie ist es mit dieser Band wie mit einer langjährigen Freundschaft: auch wenn man nicht alle Macken des anderen liebt: das große Gesamtpaket stimmt einfach, und dafür weiß man sein Gegenüber sehr zu schätzen.