MOTORPSYCHO – Black hole, Blank canvas

Ja, sie sind es! MOTORPSYCHO, wie wir sie lange nicht gehört haben. Und ganz ehrlich, kaum jemand dürfte ernsthaft daran geglaubt haben, dass sie jemals wieder so klingen würden. Mittlerweile sind sie zu einem Duo geschrumpft, nachdem Hakon Gebhard im vergangenen Jahr aus verschiedenen Gründen das Handtuch geworfen hatte.
Sie haben alles auf Null gestellt, die beiden verbliebenen Herren Saether und Ryan und einen Haufen neuer Songs aus dem Ärmel geschüttelt, der wieder ganz und gar die Luft der früheren Tage atmet, will sagen „Angels and daemons at play“ und von da an rückwärts.
Ich habe keine Band in meinem Leben mehr verehrt als diese, auch ihre Abkehr vom Rock auf den jüngeren Platten habe ich mit Freude aufgenommen, nach dem völlig überladenen „Trust us“ war sie für meinen Geschmack sogar dringend nötig. Lediglich auf dem letzten Album „It´s a love cult“ schien die Maschine ins Stocken geraten zu sein.
Es folge eine gelungene Session mit den Bläsern von JAGA JAZZIST im berühmten „Fishtank“, einen weiteren Country-Abstecher als „THE INTERNATIONAL TUSSLER SOCIETY“. Dann der Ausstieg von Geb.
Und nun dies: Ein Doppelalbum ist es geworden, 17 Lieder in 85 Minuten. Das erste Stück, kein Vorspiel, ein Gitarren-Riff, ein rollender Bass, ein simpler Beat und ab dafür. Wow! Nicht einmal eine Minute brauchen sie, und da ist es wieder, dieses breite Grinsen in meinem Gesicht. Fantastisch.
Lieder von dieser Qualität findet man noch mehr, wenngleich sie selten so direkt nach vorne gehen wie der Opener. Hits wie das treibende „Critical mass“, das an DINOSAUR JR. erinnernde „Trixene…“, Hymnen wie „Hyena“, um nur einige zu nennen. Vieles klingt sehr vertraut, der Sound im Vergleich zu den vergangenen Alben etwas reduzierter. Das Schwirren und Schimmern ist weg, die Wände sind wieder da. Produziert und aufgenommen hat das Ganze der langjährige Freund und Live-Soundmann Pidah Kloos, der daran wohl, ganz wie in alten Tagen, nichts mehr gemacht hat, als die Record-Taste zu drücken.
Sicherlich hat diese Platte hier und da ihre Schwächen, das holpernde „Coalmine Pony“ zum Beispiel will mir nicht recht ins Ohr, wenngleich es durchaus Charme besitzt. Und sicher, Bent Saether ist nicht der Schlagzeuger, den sie verloren haben, doch meistert er seine Aufgabe wirklich hervorragend. Auch muss man sich fragen, ob es denn hier wirklich ein Doppelalbum sein musste, oder ob man sich nicht einen größeren Gefallen getan hätte, nur eine Platte zu machen und den Rest auf einer EP separat zu veröffentlichen.
Doch was soll´s. Diese Platte wächst, sie wird mit jedem Hören größer. This is MOTORPSYCHO, sie sind wieder da, und sie machen glücklich. Das hatte man schon fast vergessen. Die fehlenden Punkte bitte von zwanzig abziehen. Das ist mein völliger Ernst.