Nachdem man in den letzten Jahren zunehmend das Gefühl hatte, bei Hardcore ginge es nur noch um das alte Motto „Schneller, lauter, härter“, so scheint sich seit einiger Zeit eine Trendwende abzuzeichnen: Weg vom kompromisslosen Geradeaus-Sound, hin zu atmosphärischen Klängen mit ausgefeiltem Songwriting. MORE THAN LIFE orientieren sich mit „What´s left of me“ ebenfalls in diese Richtung und zeigen mit dieser Veröffentlichung, wie moderner Hardcore jenseits gängiger Klischees und ausgetretener Pfande funktionieren kann. Genaugenommen gibt es hier mit „You´re not alone“ eigentlich nur einen Track, den man auf Anhieb als typischen Hardcore-Song kategorisieren kann. Ansonsten bedienen sich die Engländer an allerlei Einflüssen wie Alternative Rock, Emocore oder Post-Rock. Beispielhaft sei der Song „Do you remember“ genannt, der mit seiner Kombination aus verzweifeltem Gesang und Piano-Unterstützung den emotionalen Höhepunkt des Albums darstellt. Das epische „Threshold“ hingegen könnte in ähnlicher Form auch von einem der letzten AFI-Alben stammen, und „Love is not enough“ dringt im Gegensatz zunächst noch einmal relativ straight durch die Boxen, überrascht am Ende jedoch mit Akustikgitarren und Streichern, die einen beinahe schon orchestralen Schlusspunkt hinter ein großartiges Album setzen. Ein heißer Anwärter auf den Titel „(Post-)Hardcore-Album des Jahres“!
MORE THAN LIFE – What’s left of me
- Beitrags-Autor:Bernd Cramer
- Beitrag veröffentlicht:20. Mai 2014
- Beitrags-Kategorie:Tonträger
Bernd Cramer
Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber.
Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.