Auf ihrem letzten Konzert im September 2017 hatten sie eine Auszeit verkündet und sich diese auch gegönnt. Nach dem Open Air vor 17.000 Fans in der Berliner Wuhlheide war also erst mal Schluss.
Aber es war keine Bandauflösung, sondern ein Fokus auf die anderen Projekte und das Privatleben neben der Musik. Sänger Sascha Ring bekam in der Zwischenzeit eine Tochter und veröffentlichte mit „LP5“ sein fünftes APPARAT-Album, während es das Duo Bronsert-Szary sogar auf mehrere Releases mit MODESELEKTOR brachte. In der Corona-Zeit fanden sie schließlich wieder als MODERAT zusammen und brachten in diesem Jahr ihr viertes Album „More d4ta“ heraus. Doch würde man die Fans auch wieder auf Konzerte locken können?
Vor Corona spielte man immerhin auf solchen Größen wie dem Coachella, Roskilde, Glastonbury und Primavera, aber bekanntlich mussten zuletzt viele Bands ihr Konzerte wegen schlechter Ticketverkäufe absagen.
Doch nicht so MODERAT. „More d4ta“ führte sie in diesem Sommer wieder über die größten Festivals, die meisten ihrer Konzerte in Europa, Kanada und den USA waren ausverkauft, für manche Orte wurde die Halle gleich für eine zweite Show gebucht.
Auch in Hamburg sollte es eine besondere Location sein, die im Oktober soeben erst eröffnete „Zeltphilharmonie“ auf dem Gelände des Cruise Center Steinwerder. Doch was sich in Lage und vom Logo-Design gerne mit der Elbphilharmonie messen möchte, stellte sich bei näherer Betrachtung als alles andere als eine Luxus-Location heraus: ein großes, unbeheiztes Festival-Zelt, das optional mit einem Shuttle-Bus angefahren werden konnte oder aber nahegelegene Parkplätze für 20€ (!) bot – die Preise also keineswegs moderat, was sich auch in den katastrophalen Google-Bewertungen widerspiegelt.
Aber dafür kann die Band nichts, die sich ebenfalls alles andere als zufrieden mit den äußeren Rahmenbedingungen zeigte. „Der Konzertbeginn um 20 Uhr war eine von mehreren unschönen Vorgaben seitens der Zeltphilharmonie. Aber dies ist das letzte Konzert unserer Tour – wir haben nichts zu verlieren“, ließ Sascha Ring zu Konzertbeginn kämpferisch verlauten. Und diese etwas anarchische Einladung sorgte für Hamburg-Verhältnisse tatsächlich für eine wahnsinnig gute Stimmung auf Seiten des Publikums. Was nicht selbstverständlich ist, schließlich erklingen auf dem vierten Album von MODERAT auch ruhigere Töne, die mehr zum Zuhören als zum Tanzen einladen. Doch ihr Set war ausgewogen zusammengestellt und so wechselten sich basslastige Bombaststücke mit Radiohead-ähnlichen Artpop-Songs und tanzbaren Technoparts ab. Sage noch einer, dass elektronische Musik zwangsläufig eintönig und einfallslos sein muss. Zum Ende des Konzerts durfte ihr Überhit „Bad kingdom“ natürlich nicht fehlen, und gegen 22 Uhr zeigte sich nicht nur das Publikum sichtlich zufrieden. So lauteten Sascha Rings abschließenden Worte: „Entschuldigt meine Ehrlichkeit, aber normalerweise ist es immer etwas lame, in Deutschland zu spielen. Heute ist sogar ein Sonntag, wir spielen in Hamburg – und es war richtig geil hier!“