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DIE ARBEIT – 28.10.2022, Molotow – SkyBar (Hamburg)

 
Oh, das sah an diesem Freitagabend aber nach einer überraschend langen Schlange vor dem Club unserer Wahl aus. Doch als wir uns näherten, stellten wir fest, dass es zeitgleich zwei Konzerte im Molotow gab. Unten das ausverkaufte Konzert von BETTEROV, oben nicht ganz ausverkauft, aber trotzdem gut besucht: DIE ARBEIT. Im Frühjahr erschien ihr zweites Album „Wandel“, und ich war überrascht, wie gut es mir gefiel, zählen die Stile Dark Wave, NDW, Postpunk und Pop doch nicht zwangsläufig zu meinen Favourites. Doch irgendwie faszinierte mich die Schnittmenge, die die Dresdner für sich ausgemacht hatten, und anscheinend sprach auch nicht nur mich dieser Stil an.
Das Publikum: etwa 80 Leute mittleren Alters, die Mehrheit eher schwarz gekleidet, die Haare größtenteils schon ein wenig angegraut. Los ging es mit viel blau beleuchtetem Nebel, unterlegt mit Feedbacks von Bass und Gitarre, die schließlich in dem Song „Visier“ ihres Debütalbums „Material“ mündeten. Sänger Maik Wieden mit einer zackigen roten Sonnenbrille bekleidet, die direkt aus den Achtzigern stammen könnte und insofern perfekt zu der Stilistik der Band passt. Doch nach dem Opener legte er die Brille ab mit der Erklärung: „Sieht zwar heiß aus, aber ich möchte das Publikum doch lieber anschauen.“ Und er hielt Wort, was ja schon fast ein wenig ungewöhnlich ist: ein Frontmann, der abwechselnd gedankenverloren in die Menge schaut oder Blickkontakt sucht und hält. Dazu eine tonangebende Rhythmusgruppe, die nur partiell von verfremdeten Gitarrensounds oder melodischen Gitarrenarpeggios unterlegt wurde. Das hatte in den punkigeren Momenten etwas von frühen MESSER oder DIE NERVEN, in den poppigeren Parts kamen einem auch GRAUZONE oder sogar FALCO in den Sinn. Und immer wieder, insbesondere an den eingängigen Stellen, drängten sich THE CURE auf. Musikalisch bewegt man sich eindeutig in der Vergangenheit, während in den Texten gesellschaftliche Zusammenhänge analysiert und bestehende Arbeitsverhältnisse philosophisch-kritisch betrachtet werden. Zum Ende des Konzertes konstatierte Wieden beim Blick auf die Setlist „Wie die Zeit vergeht…“, was Gitarrist Uwe Hauptvogel falsch verstand und mit den Worten „… zack, ist man vierzig! Kennt Ihr das?“ abschloss. „Nöööö!!!“ war die einhellige Antwort seitens des Publikums. Und natürlich durften die Dresdner noch für eine Zugabe zurück auf die Bühne.

„Es war wirklich ein tolles Konzert hier“, fasste Hauptvogel es im Anschluss an das Konzert am Merchandise zusammen. Dem können wir uns nur anschließen!