Zum ersten Mal ist mir MODDI vor zweieinhalb Jahren auf dem Immergut begegnet. Als ich EINAR STRAY zum Interview aufsuchte, entstiegen Pål Moddi Knutsen und seine Cellistin Katrine Schiøtt gerade dem Taxi, das sie am Bahnhof abgeholt hatte. Ich kam mit beiden kurz ins Gespräch, sie berichteten mir, dass sie ihre Europa-Tour zu zweit per Interrail bestreiten würden. Sie blieben mir als sehr sympathische Zeitgenossen in Erinnerung und nach ihrem Auftritt zudem als zwei gute Musiker mit dem richtigen Gespür für eingängige Melodien.
Es ist Herbst 2017, das Reeperbahn-Festival soeben vorbei, und langsam kehrt die kalte Jahreszeit in die Hamburger Wohnungen ein. MODDI hat soeben sein neues Album „Unsongs“ veröffentlicht, in dem es um Songs geht, die in der Originalfassung aus den verschiedensten Gründen auf dem Index stehen. Zumeist handelt es sich dabei um Verbote der Meinungsfreiheit und Unterdrückung in den jeweiligen Staaten, als prominenteste Interpreten wurden PUSSY RIOT mit dem Song „Punk prayer“ gecovert, die fast zwei Jahre wegen „Rowdytums aus religiösem Hass“ in russischer Haft verbrachten.
Dass es sich für MODDI dabei nicht bloß um eine fixe Idee für ein Konzeptalbum mit Songs aus der Giftkammer handelt, wurde schnell klar. Zu jedem einzelnen Song gab es vorab eine ebenso lange Erklärung, in der der junge Norweger schilderte, warum er den jeweiligen Song ausgewählt hatte, warum dieser in bestimmten Ländern verboten wurde und was es sonst noch dazu zu berichten gibt. Zwischenzeitlich las MODDI sogar auf Deutsch eine Passage zum Thema Neid aus der Bibel vor. Mit einem klassischen Konzert war dieser Abend nicht zu vergleichen, eher mit einem musikalischen Themenabend.
Dass MODDI in Begleitung seiner Cellistin durchaus streitbare Songs in friedlicher Akustik umsetzt, lässt den ganzen Abend umso eindringlicher wirken.
Mehr Infos zu den Hintergründen der einzelnen Songs findet Ihr unter: http://www.unsongs.com