Mit MINUS THE BEAR verhält es sich ein wenig wie mit einer Beziehung, von der man nicht loskommt, die sich immer mehr in eine Richtung entwickelt, die einem nicht gefällt, aber man behält die Ursprünge in Erinnerung und die Zeiten, als alles noch so wunderschön war. Na gut, Muckertum konnte man bei MINUS THE BEAR eigentlich schon immer beobachten, aber bei den ersten beiden Alben hatte man es immerhin noch mit Emo/Post-Punk im weitesten Sinne zu tun. Da schienen gelegentlich auch noch die Wurzeln ihrer Ex- bzw. Nebenbands durch (u.a. BOTCH, THESE ARMS ARE SNAKES, KILL SADIE). Auf „Planet of ice“ tauchten schließlich Prog-Rock-Einflüsse auf, die sich zwar gut ins Gesamtbild integrierten, aber definitiv nicht mehr zu leugnen waren. „Omni“, das letzte Album, war schließlich eine Kollaboration aus Pop und Prog, die Wurzeln, die man ursprünglich so schätzte, restlos verschwunden. Gleichzeitig drifteten die (technisch perfekten) Gitarrenspielereien immer mehr in unangenehme Soloorgien aus – musikinteressierten Freunden, die den Werdegang der Band nicht kannten, konnte man dieses Album nicht ohne ein gewisses Schamgefühl vorspielen.
„Infinity overhead“, ihr fünftes Album, geht erfreulicherweise wieder einen Schritt zurück. Der Popappeal (der sich im Grunde wie ein roter Faden durch die gesamte Diskographie von MINUS THE BEAR zieht), rückt weiterhin in den Vordergrund, die Prog-Einflüsse treten dafür einen Schritt zurück. Gelegentlich gesellen sich noch ein paar Streicher oder elektronische Elemente hinzu, vor allem ist „Infinity overhead“ aber wieder hörbar ohne Fremdscham. Eine Vielzahl fein arrangierter Melodien, unauffällig vertrackte Rhythmen und dazu wie immer der warme Gesang von Jake Snyder. Über die gelegentlich noch störenden Solo-Gitarren kann man da auch mal hinwegsehen. Wer sich von Songs wie „Empty party rooms“ nicht um den Finger wickeln lässt, ist definitiv gefühlskalt. Oder einfach nur unehrlich.