Josh Hommes neustes Sideprojekt. Nee, Quatsch. Das zweite Album von MILLIONAIRE. Deren Vordenker, Tim van Hamel, hat aber mit Josh bei den EAGLES OF DEATH METAL gespielt, und Herr Homme hat darüber hinaus dem vorliegenden Werk seine goldenen Producerhändchen angedeihen lassen. Fette Wüstengitarren, so weit das Ohr reicht. Dabei wusste ich nicht mal, dass es in Belgien auch Wüsten gibt. Bevor Tim van Hamel Josh Hommes neuer Intimfreund wurde, konnte man ihn im Umfeld von dEUS verorten. Ganz früher war er mit Mauro Pawlowski bei den belgischen Indie-Helden EVIL SUPERSTARS. Eben jener Mauro Pawlowski gehört neuerdings zur aktuellen dEUS-Besetzung, hat aber auch an „I’m on a high“, Opener und erste Single aus „Paradisiac“, mitgewerkelt. So schließt sich der Kreis.
Auf ihrem Erstling verpackten MILLIONAIRE eine schier unendliche Vielfalt an verschwurbelten Ideen, Stilen, merkwürdigen Geräuschen und niedlichen Quietschereien in nichtsdestotrotz unverschämt eingängigen Songs, dass einem ganz schwindelig wurde. War das 2001er Debüt also noch wie ein Ausflug in die Spielwarenabteilung des Musikgeschäfts, sind wir jetzt in der Erwachsenenecke angekommen. Der MILLIONAIRE-typische Wahnsinn ist zwar geblieben, aber nach vorne ziehende Gitarren und ein ordentlicher Drumsound sind jetzt wichtiger. Da werden keine Gefangenen gemacht. Die einzige Verschnaufpause wird uns mit „Ballad of pure thought“ gegönnt. Nicht wenige Male möchte man sich vorsichtshalber noch mal vergewissern, ob man nicht doch aus Versehen die letzte QUEENS OF THE STONE AGE im Player hat. Bei „Wake up the children“ kommt einem doch tatsächlich Zack de la Rocha in den Sinn. Und beim letzten Song muss man schon reichlich Durchhaltevermögen besitzen, um den heil zu überstehen – in etwa UNDERWORLDS „Born Slippy“ in Gitarre und doppelter Geschwindigkeit mit eingebauten CD-Hängern. Zusammenfassend lässt sich MILLIONAIRE anno 2005 als Wüstenrock, gepaart mit belgischem Querdenkertum beschreiben. Ein bisschen schade ist diese Entwicklung aber schon, beraubt sie MILLIONAIRE doch ein wenig ihrer Einzigartigkeit.