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MEMPHIS – Here comes a city

Ja, man kann sie auch auf Torquil Campells Soloalbum spüren, diese unglaubliche Romantik, die seine Hauptband STARS auszeichnet. Schon der titelgebende Opener „Here comes a city“ stellt das mit seinem Gitarrenspiel unter Beweis. Campell und sein Jugendfreund Chris Dumont schließen mit MEMPHIS und dem Debüt „Here comes a city“ den Kreis ihrer gemeinsamen Geschichte und veröffentlichen ein Album, das mit beider Lebenslinien deutlich verbunden ist, die gemeinsame Zeit in New York anklingen lässt, ohne dabei die jüngsten Entwicklungen zu vergessen.
Die sehr markant instrumentierten, häufig in die STARS-typische Klangwand abdriftenden Songs werden getragen von Campells unvergleichlichen Stimme, der darin liegenden Wärme und Tiefe. Inhaltlich spielt man viel mit Dunkelheit auf dem Weg ins Licht („The lights on after dark“, „Apocalypse pop song“). Völlig überraschend kommt dann ein Song wie „Five loops“ daher, der eher nach den experimentellen Phasen der BRIGHT EYES klingt und zeigt, dass dies nicht nur ein abgespecktes STARS-Album ist, sondern vielmehr etwas, was Torquil Campell schon lange machen wollte, wenn er sich niemandem anpassen muss, MEMPHIS eben. Wenn er es auch ab und an („M+E=Me“) mit dem Effektgerät übertreibt.
Natürlich (fast schon selbstverständlich) ist „Here comes a city“ ein Popalbum. Natürlich erkennt man die kanadischen Musikgrößen auch bei MEMPHIS wieder und natürlich liegen Vergleiche nah. Campell und Dumont gelingt es aber mit traumwandlerischer Sicherheit, ihr Gespür für Melodien und Refrains in perfekte Popsongs umzuwandeln, wie man es sonst nur von den PET SHOP BOYS oder OASIS gewohnt ist (z.B. „What’s this thing called?“).
Mit „Here comes a city“ ist dem kanadischen Vorzeige-Indie-Popper ein Album auf Augenhöhe mit DEATH CAB FOR CUTIE oder den WEAKERTHANS, in Ansätzen sogar mit ARCADE FIRE („Way past caring“) gelungen.
Ein Popalbum mit vielen Ecken und Kanten (wie etwa das Instrumental „Reservoir“ mit den fast schon in Richtung Industrial zeigenden Anteilen), einer wunderbaren Stimme und viel Atmosphäre. Empfehlung für den versteckten Popper in uns allen!

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.