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MCLUSKY – 12.11.2025, Molotow (Hamburg)

Ein kleiner Rückblick. Die Bandgeschichte der walisischen Band MCLUSKY fällt ziemlich genau mit meiner eigenen Sozialisation in Hamburg zusammen. Nach Kindheit und Schulzeit in Ostfriesland und einem eher musikalisch ereignislosen Studium in Göttingen zog es mich damals in die neue Wahlheimat meiner Schwester – nach Hamburg. Endlich regelmäßig gute Konzerte, volle Bars und haufenweise Clubs, die sich fast alle auf dem Kiez drängten. Das Schanzenviertel war noch kein Hipster-Hotspot, und das Molotow auf der Reeperbahn galt als einer der verlässlichsten Orte für Lärm und Leidenschaft.
Über ein Praktikum bei Bitzcore Records landete ich schließlich selbst dort – offiziell als Praktikant, inoffiziell als Aushilfe an der Kasse, Plakatkleber und Konzertstammgast. In dieser Zeit tauchte auch eine Band auf, die den Sound meiner Hamburger Anfangsjahre prägte: MCLUSKY, die mit ihrem zweiten Album „Mclusky do Dallas“ den Durchbruch feierten. 2004 folgte mit „The difference between me and you is that i’m not on fire“ noch ein drittes, ebenso raues wie brillantes Werk – kurz bevor sich die Band 2005 wieder auflöste. Eine Erinnerung, die mir aus dieser Zeit geblieben ist: Selbst eine gute Freundin, sonst eher im Indie zuhause, konnte dem krachigen Post-Noise-Core der Waliser etwas abgewinnen.
Viele Jahre später tauchten MCLUSKY plötzlich wieder auf – zunächst in Gestalt des Nebenprojekts FUTURE OF THE LEFT, dann, 2025, tatsächlich wieder unter dem alten Namen. Im Mai erschien mit „The world is still here and so are we“ ein neues Album, dessen Titel kaum programmatischer sein könnte. Klar, dass ich mir das Comeback live ansehen musste – und das erfreulicherweise wieder im Molotow, wo ich sie 2004 zum ersten Mal erlebt hatte. Ebenso erfreulich: Meine damalige Konzertbegleitung war auch diesmal wieder dabei. „Fuck hell yes!“, schrieb sie, als ich fragte, ob sie mitkommen wolle.

Vorband des Abends waren THANK aus Leeds, deren druckvoller, rumpeliger Sound perfekt ins Vorprogramm passte. Klassische Besetzung mit zwei Gitarren, Bass und Drums, gelegentlich ergänzt durch nicht weniger wuchtige Synthies. Zudem sahen die Jungs lustig aus und waren gut drauf, was die Band gleich doppelt sympathisch machte. Und sie erinnerten mich an eine Mischung aus DITZ, METZ und frühe NINE INCH NAILS. Thank you, THANK!

THANK

Schon beim Support zeigte sich: Einige britische Fans waren offenbar extra angereist, kannten sowohl THANK als auch MCLUSKY und sorgten für spürbare Begeisterung. Das Publikum war insgesamt eher männlich geprägt, wie meine Begleitung trocken bemerkte, und wartete gespannt auf den Hauptact.
Dann endlich: MCLUSKY legten los – laut und wütend, genauso wie 2004. Mit „Lightsabre cocksucking blues“, dem Opener von „Mclusky do Dallas“, ging’s direkt in die Vollen. Es folgten „Without MSG i am nothing“, neue Songs vom aktuellen Album und schließlich das herrlich melodische „She will only bring you happiness“. Meine Begleitung war – nomen est omen – glücklich. Nur das Publikum wirkte, abgesehen von den ersten Reihen, erstaunlich zurückhaltend. Vielleicht ein Effekt des Älterwerdens: Man liebt den Lärm, aber bewegt sich besser nicht mehr.
Insofern freute ich mich fast, als ein paar enthusiastische Fans sich rücksichtslos nach vorne drängelten und nach und nach Bewegung im Raum war. Auffällig waren die vielen Kameras und das abgeschirmte Schlagzeug – das Konzert wurde offenbar mitgeschnitten. Bassist und Zweitsänger Damien Sayell interagierte charmant-chaotisch mal mit dem Kameramann, mal mit dem Publikum und legte eine wunderbar wilde Show hin.
Bevor das Set endete, gab’s noch ein paar Seitenhiebe auf die KINGS OF LEON – und beim vorletzten Song „Whoyouknow“ bildete sich schließlich doch noch ein ansehnlicher Moshpit. Zum Abschluss durfte natürlich „To hell with good intentions“ nicht fehlen – der Song, der in der Vergangenheit regelmäßig auf dem Plattenteller des Molotow landete.

Und das Fazit meiner Begleitung? „Du kannst schreiben, dass das ein sehr gutes Konzert war!“
Dem ist nichts hinzuzufügen.