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MATHIAS LÉVY – Chant song

Es gibt Musikstile, die bei blueprint eigentlich immer gut ankommen. Clever getextetes Liedermaching? Bitte zu Otti. Stoner-Rock? Das ist Chris’ Revier. Punkrock? Fällt in den Zuständigkeitsbereich unseres wandelnden Punk-Lexikons Bernd. Indie? Ab zu Emil. Und kompliziertes Jazz-Math-Gefrickel? Landet viel zu oft bei mir. Doch klassischer Gesang, Akkordeon und Geige, kombiniert mit Einflüssen aus Chanson, Jazz und Improvisation – das möchte keiner besprechen.
Umso überraschender, wenn einen genau diese Mischung dann doch unerwartet abholt. Vielleicht liegt es daran, dass die Musik des Geigers MATHIAS LÉVY mit einer Leichtigkeit daherkommt, die einem sofort idyllische Bilder aus Montmartre ins Gedächtnis ruft – Audrey Tautou lässt grüßen. Wohltuend zudem, dass MATHIAS LÉVY sein unbestreitbares Können nicht ausstellt, sondern eher zurücknimmt. Man hat fast das Gefühl, das ebenfalls bezaubernd gespielte Akkordeon bilde hier den Mittelpunkt, während sich die Geige eher einfügt als aufdrängt.
Es wirkt ein wenig, als säße man in einer französischen Straßenszene, in der zunächst ein Akkordeonspieler die Atmosphäre untermalt, ehe sich zufällig ein Straßengeiger und eine Chansonistin dazugesellen. Genau so scheint auch die Improvisation gemeint: nichts Avantgardistisches, nichts künstlich Verkompliziertes. Stattdessen klingt „Chant song“ angenehm spontan, von guten Musiker*innen einander zugewandt, beinahe intim. Cello und Kontrabass setzen zusätzliche Farbtupfer, ganz so wie ein begabter Koch ein Gericht am Ende fein abschmeckt.
Eine ähnlich genreübergreifende Kombination hat mich zuletzt begeistert, als das Streicherquartett QUATUOR ÉBÈNE auf den Saxophonisten Michel Portal traf und dabei das großartige Album „Eternal stories“ entstand.

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