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MAN MAN – Carrot on strings

Was haben Josh Homme (QOTSA), Jason Beck (CHILLY GONZALES), Björk Guðmundsdóttir (BJÖRK), Conor O’Brien (VILLAGERS), Mike Patton (FAITH NO MORE) und Ryan Kattner (MAN MAN) gemeinsam? In meinen Augen sind alle genannten Musiker und Musikerinnen musikalische Genies, was sich nicht nur dadurch auszeichnet, dass sie alle Multiinstrumentalisten sind. Vielmehr haben sie in ihrem Kopf so verspulte Ideen, dass man in der Tat von äußerst kreativen und vielfältigen Künstlern sprechen kann, denen ihre Fans nicht immer folgen können. Natürlich gibt es noch viel mehr solche musikalischen Genies, und selbstverständlich ist diese Gabe weder auf ein Genre, noch auf ein Geschlecht reduziert.
Die oben genannten KünstlerInnen kamen mir spontan in den Sinn, als ich überlegte, wer sich eigentlich stilistisch noch so vielfältig äußert wie Ryan Kattner, der in dieser Liste sicherlich der Unbekannteste ist. Bei manchen Künstlern blitzt die Ideenvielfalt nur ab und an auf oder ist mit der Zeit zum Erliegen gekommen – wahrscheinlich sind auch die Finanzen ein Aspekt, warum die genannten Künstler*innen am Ende oft der erfolgreichsten Linie treu bleiben.
MAN MAN, eine Band aus Philadelphia, habe ich mit ihrem dritten Album „Rabbit habbits“ entdeckt und sofort in mein Herz geschlossen. Eine krude Mischung aus Zirkusmusik, Jazz, Postpunk, Klezmer, Dub, HipHop und tausenden anderen Stilen, wo plötzlich ein Xylophon-Solo auf technisch höchstem Niveau auftaucht. Dann verlor ich die Band ein wenig aus den Augen, bis vor drei Jahren plötzlich ein neues Album erschien, das mir stilistisch etwas einheitlicher schien, zugleich aber neue Türen in Richtung Prog, Psychedelic und Samba-Rhythmen öffnete. Eigentlich war da schon klar, dass Ryan Kattner (aka Honus Honus) einfach zu viele Ideen hat, um plötzlich aufzuhören. Mit „Carrot on strings“ erscheint nun bereits die nächste Platte, und stilistisch werden schon wieder neue Wege eingeschlagen. Die in der Summe aber eine ganze Ecke ruhiger und relaxter, weniger getrieben daherkommen. Manchmal geht es schon fast in Richtung Yacht-Rock („Cryptoad“), dann wird beim Americana („Cherry cowboy“) vorbeigeschaut und noch schnell eine bluesige Ballade („Mulholland drive“) eingestreut, bis mit „Alibi“ mal eben ein Sommerfestival-tauglicher Indiehit aus dem Ärmel geschüttelt wird. Aber mein eigentliches Highlight ist der Opener „Iguana“, der eindrücklich aufzeigt, zu was Honus Honus alles in der Lage ist, wenn man ihn nur einfach machen lässt. Seit 2019 haben dies auch die Leute hinter Sub Pop Records erkannt, wo er seitdem veröffentlicht. Bleibt zu hoffen, dass Herr Kattners Kreativität noch lange von möglichst vielen Anhängern unterstützt wird. Ein Interview mit ihm folgt hier in Kürze.

Meine Bewertung